Vom Feeling her ein gutes Gefühl – Euro 2016 Playlist

Die Zeit verfliegt. Es war doch erst gestern, dass mein Sohn mit leuchtenden Augen vor dem Fernseher saß, der Müdigkeit trotzte und mit der Mannschaft den Weltmeistertitel feierte. Oder? Scheinbar nicht, denn heute (!) beginnt bereits die Euro 2016.

Wahnsinn. In meiner Brust schlagen in diesem Jahr zwei Herzen: eines für den Weltmeister und eines für die Mannschaft aus meinem neuen Heimatland. Deutschland und Österreich.

Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass keine von beiden deine Chance auf den Titel hat. ich tippe hier auf Frankreich oder England. Oder Island? Apropos Island: es wird Zeit für ein wenig Vorfreude mit guter Musik.

Wie in jedem Jahr gibt es viele unsägliche offizielle “Hymnen” zur Euro 2016. Ich musste schon den Track von David Guetta hören, und auch die Manic Street Preachers haben sich bei ihrem Song mit der walisischen Nationalmannschaft nicht gerade mit Ruhm bekleckert.


Euro 2016 – Eine Playlist mit jeweils einem Song aus jedem teilnehmenden Land

Da dachte ich mir: warum stelle ich nicht einfach einen Sampler mit guter Musik aus jedem der teilnehmenden Länder zusammen? Gesagt, getan.

Ich gebe zu, es war nicht einfach. Bei einigen Ländern schöpfe ich aus dem Vollen (Island oder England), bei anderen Ländern kenne ich die Musikszene überhaupt nicht (Albanien oder Kroatien). Aber ich denke (und hoffe), dass mir eine recht gute Zusammenstellung für die Euro 2016 gelungen ist.


Frankreich – Baden Baden

Natürlich treten für die Gastgeber meine Lieblinge Baden Baden an. Indie-Rock kombiniert mit Brit-Pop, zeitgenössische Traurigkeit (“la tristesse contemporaine”) mit unbedingter Euphorie.

Rumänien – Kumm

Kumm ist eine Band aus Cluj-Napoca in Rumänien, die schon seit fast 20 Jahren ihr Unwesen treibt. Ihr Song One In A Million ist unbekümmerter, sommerlicher Indie-Pop mit einer Melodie, die an We’re From Barcelona erinnert.

Albanien – TrAvel pLan

TrAvel pLan kommen aus Tirana und wurden im Jahr 2011 gegründet. Bisher haben sie eine EP veröffenlicht. Erinnert mich ein wenig an die Strokes mit Punk-Einschlag.

Schweiz – END

END kommen aus Basel und haben mit People Of The Streams Mouth 2014 ihr Debütalbum veröffentlicht – und was für ein überwältigendes Album das war! Völlig verdient hat die Band es in meine Top Ten geschafft.

England – Johnny Kills

Die drei jungen Männer Tim, Cameron und Lewis aus Brighton spurten hier durch die fast 100 Sekunden ihrer Debütsingle, dass es eine wahre Freude ist. Ich erwarte mir Ähnliches von Jamie Vardy und Harry Kane.

Russland – Motorama

Diese Wahl ist zwar ein wenig offensichtlich, aber ich liebe diese Band einfach. Offensichtlich von Joy Division inspiriert, aber mit Romantik, Schneewehen und Wodka versetzt.

Wales – Los Campesinos!

Welche Band drängt sich mir auf, wenn ich an Wales denke? Richtig, diese durchgeknallte Combo namens Los Campesinos!. Sie haben im Laufe der Zeit zwar ein wenig nachgelassen, aber ich höre sie immer noch wahnsinnig gerne.

Slowakei – Lavagance

Eine Band aus Bratislava, die ihre Musik als Electro-Indie-R’n’B bezeichnet und die sich auf ihrem Promofoto wie eine Mischung aus ZZ Top und Bono von U2 inszeniert.

Deutschland – Get Well Soon

Ich habe lange überlegt, mich dann aber letztendlich für Konstatin Gropper entschieden. If This Hat Is Missing I’ve Gone Hunting ist nach wie vor eines meiner Lieblingslieder, und sollte die Mannschaft vorzeitig ausscheiden, dann wäre dies ein toller Soundtrack.

Ukraine  – Hiels

Die Hiels spielen verzerrten, aber nicht allzu wilden Garage Rock mit britischem Einschlag. Nicht spektakulär, aber sehr unterhaltsam.

Polen – Drekoty

Dieser Song hat mich gleich überzeugt. Über die Band Drekoty selber kann ich dir gar nicht viel sagen, da fast alle Infos auf polnisch sind. Aber das macht nichts, denn Spokój überzeugt.

Nordirland  – Two Door Cinema Club

Aus alter Verbundenheit habe ich mich für Two Door Cinema Club entschieden. Die tolle Akustikversion von Cigarettes In The Theatre wird hoffentlich für die Vorrunde reichen.

Spanien – White Bats

Die vier jungen Musiker von White Bats haben sich in Madrid niedergelassen und erinnern an Joy Division, Sisters Of Mercy oder die Editors. Passt zwar irgendwie nicht so recht zum sonnigen Land, aber ich mag diesen Kontrast.

Tschechien – Latimer House

Über die Band Latimer House stolperte ich im Rahmen einer meiner Compilations, zu der ich diesen tollen Song hinzufügte. Die Mitglieder der Band kommen zwar aus London, Baku, Toronto und Virginia, aber sie haben sich alle in Prag niedergelassen und auch dort zusammen gefunden. Geht für mich also klar.

Türkei – The Away Days

Die Away Days aus Instanbul habe ich dir hier schon desöfteren präsentiert. Sleep Well baut einen verzerrten Dream-Pop-Stein auf den anderen und bleibt bis zum Ende druckvoll und mitreißend.

Kroatien – Someday I Will Miss You

Hinter dem tollen Namen Someday I Will Miss You steckt der Songwriter Dino Pavlov. Der Song Angels Might Be Late hat eine tolle Atmosphäre und ist schwer in Genres einzuordnen.

Belgien – BRNS

BRNS, die vier Jungs aus Brüssel, stellte ich damals unter der Überschrift „Unverschämt gute Eigenständigkeit aus Belgien“ vor. Ich habe mich für das großartige und wilde Mexico entschieden.

Italien – Giungla

Hinter dem Namen GIUNGLA steckt die italienische Songwriterin Emanuela Drei. Ihre neue Single Forest hätte ich nach den ersten Sekunden beinahe weggeklickt, aber zum Glück ließ ich den Song ein wenig weiter laufen, denn spätestens mit Einsatz der furztrockenen Gitarre verwandelt sich der Song der Künstlerin aus Bologna in einen kantigen Rohdiamanten.

Irland – Moscow Metro

Ihr ehrgeiziges Single-Projekt konnten Moscow Metro aus Limerick leider nicht mehr beenden, denn bedauerlicherweise löste sich die Band irgendwann im letzten Jahr auf.

Schweden – Agent blå

Die Mitglieder der fünfköpfigen Band sehen ziemlich jung aus und bezeichnen ihre Musik als Deathpop. Strand ist ein Wunder von einer Debütsingle. Nach 15 Sekunden ist klar, dass dir dieser Song nicht mehr aus dem Kopf geht. Wundervolle Gitarrenmelodien und die mitreißenden Gesangslinien von Emelie Alatalo treiben diesen Song voran.

Portugal – Noiserv

David Santos ist ein Songwrtier aus Lissabon. Er schreibt unter dem Namen Noiserv gefühlvolle, kleine Songs mit einer großen Portion Melancholie. Ganz toll.

Island – Bird

Ok, ich habe Captain Obvious bemerkt. Er stand schräg hinter mir und beobachtete mich mit Argusaugen. Als ich fast wie automatisch nach einem Song von Sigur Rós suchte, schlug er mir auf die Schulter. Ok, dann halt was anderes. Hinter Bird steckt der junge Isländer Jón Valur Gudmundsson aus Reykjavík. Der Song Go Back ist ziemlich konventionell arrangiert, aber die Sounds und kleine Ideen machen ihn zu etwas Besonderem.

Österreich – Der Nino aus Wien

Aber dann nutzte ich eine kurze Unaufmerksamkeit des Captain und entschied mich schnell für den Nino. Weil es einfach sein muss.

Ungarn – Amber Smith

Amber Smith wurde 2000 als Projekt des Sängers, Gitarristen und Songwriters Imre Poniklo in Budapest gegründet. Klassischer Alternative mit Anleihen an Radiohead und Manic Street Preachers (so schließt sich der Kreis).


Ich hoffe dir gefällt meine Zusammenstellung. Und auch wenn du keinen Fußball mögen solltest: du darfst dir die Playlist trotzdem anhören.


Kommentare

2 Antworten zu „Vom Feeling her ein gutes Gefühl – Euro 2016 Playlist“

  1. Ich drücke Island die Daumen. Oder Schweden. Aber eigentlich ist mir die EM doch eher egal… :-O (Mit so einer Aussage katapultiere ich mich natürlich derzeit ins Abseits. 🙂

    1. Um im Abseits zu stehen, musst du erst einmal mitspielen. Das geht also schon klar. 🙂

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