Das Album stirbt. Mal wieder.

Mit einer grossen Mehrheit wart ihr damals der Meinung, das das Album in naher Zukunft nicht aussterben wird. Und auch ich hoffe, das es weiterhin grossartige Veröffentlichungen in eben diesem Format geben wird. So grandiose Musik wie die von The Good, The Bad & The Queen, ….Trail Of Dead oder Arcade Fire funktioniert für mich nur am Stück.

Aber es gibt ganz sicher Genres und Produktionen, bei denen es Sinn macht, auf das Album zu verzichten und auf Singles bzw. Einzeltracks zu setzen. Wer braucht und kauft zum Beispiel den zweiten Song der Popstars-Truppe Monrose? Oder vom Gewinner des laufenden Deutschland sucht den Superstar-Finales? Wenn die Euphorie vorbei ist und der Kater einsetzt, dann dürstet es der Masse doch schon wieder nach neuen, zu wählenden Heroen.

Angeregt durch den extrem schlechten Absatz im ersten Quartal wird drüben überm Teich schon laut darüber nachgedacht.

“If we get two songs out, we get a shot. Only true fans are buying full albums. Most people don’t really do that anymore.” So Vatana Shaw, Mitglied des Trios Candy Hill. Sie haben einen Vertrag mit Universal/Republic Record über exakt 2 Songs. Ist das schlecht? Für die Band vielleicht, für die Plattenfirma eher nicht. Floppt das Trio, dann sind die Kosten überschaubar, geht es durch die Decke, dann kann man immer noch ein Album hinterherschieben. Und die Musikhörer bezahlen nur das, was sie hören wollen. Ohne ärgerliches Füllmaterial.

Die Musikindustrie muss sich vielleicht wirklich von ihrem Goldesel CD-Album verabschieden. Zumindest in einigen Genres. Klassik-, Jazz- und Indie-Fans werden mit Sicherheit auch in Zukunft noch Alben kaufen und geliefert bekommen. Aber der schnelle Hit, die Melodie, die für einen kurzen Sommer in den Ohren klingt, die wird in Zukunft wohl eher portionsweise verkauft.

NYTimes: The Album, a Commodity in Disfavor

ZEIT: Tschüs, CD!


Kommentare

13 Antworten zu „Das Album stirbt. Mal wieder.“

  1. Laut diesem Artikel soll so ein Aboformat angeblich von EMI wie Warner angedacht werden.

    Ich denke es wird sich besonders bei Pop und Hiphop für die Majors lohnen vom Album abzukehren, da leiden doch eher die meisten Alben unter Füllmaterial. Auch bei den meisten Spielarten elektronischer Musik stehen einzelne Stücke oder EPs doch eher im Vordergrund. Hingegen hat ein Künstler wie Panda Bear erst mit einem Album größere Beachtung gefunden, obwohl es fast alle Stücke bereits im Vorfeld auf Singles und EPs gab, weswegen ich denke dass das Albumformat 1) für die meisten Künstler auf Majors und 2) für bestimmte Genres bald (oder jetzt schon) als dominante Form der Veröffentlichung ausgedient hat, allerdings garantiert nicht verschwinden wird.

    Es ergibt nicht für alle Major-Künstler Sinn, man denke nur was passiert wäre wenn EMI die Decemberists gezwungen hätte ihr letztes Album über Monate in Einzelstücken oder auf einzelne EPs verteilt herauszubringen, ich glaube kaum dass es dann so ein Erfolg geworden wäre.

  2. Avatar von nicorola

    Na sicher… 🙂

  3. Merci beaucoup, super Service hier. Da werkelt der Chef noch selbst… *g*

  4. Avatar von nicorola

    @Max: habe den Link zu deiner Homepage beim ersten Kommentar korrigiert.

  5. Also ich kenn das Prinzip des Geld-Sammelns um ein Album zu produzieren von den Einstürzenden Neubauten. Auf iRights.info ist eine recht interessante Reportage darüber erschienen, wie die Neubauten das durchziehen (neugierig wurde ich aber durch einen Artikel in der ZEIT im Ressort Leben von Blixa Bargeld, der von seinen Träumen sprach; den Artikel gibt’s auch online). Hier der Artikel von iRights, ich hab ihn mir zum Glück bei Mister Wong angepinnt: http://www.irights.info/index.php?id=480

    Ich finde das Konzept sehr interessant und noch interessanter ist es für mich, dass es anscheinend tatsächlich funktioniert. Die Neubauten sind, so sieht es zumindest aus, weitgehend unabhängig von der Musikindustrie, haben aber auch den Nachteil, dass sie sich nur für eine ganz bestimmte Hörerschaft zugänglich machen.

    Wo ich aber das Problem sehe (vor allem wenn es von den großen Majors realisiert wird und damit eine größere Distanz zum Konsumenten entsteht als bei den Neubauten, bei denen es ja verhältnismäßig persönlich abläuft):
    1) Die Band wird gezwungen, in regelmäßigen Abständen Output zu produzieren nach dem Motto: “So, nächste Woche muss der Song aber stehen, sonst geht die Kundschaft auf die Barrikaden…” Keine Zeit mehr, um nachträglich noch ein bisschen am Song zu basteln. wenn niemandem aus der Band was einfällt, dann wird eben Rotz abgeliefert…
    2) Das Modell an sich: Habe ich Zugang zu den bisher erschienen Songs/Alben wenn ich mich frisch anmelde? Wie lang ist die Kündigungsfrist? Was ist, wenn ich nur die Songs, nicht aber Videos und anderen Kram will?
    3) Überschneidet sich ein bisschen mit (1): Es wird ein Druck auf die Band aufgebaut, der vielleicht nicht jedem gut tut. Manch einer braucht wohl eine eher ruhige Umgebung und keinerlei Stress, um gute Musik zu produzieren. Außerdem: Was passiert, wenn einer einen kreativen Schub hat und gleich drei Lieder in 10 Minuten schreibt? Alle drei veröffentlichten, der Kunde ist ja König? Oder absichtlich welche zurückhalten, schließlich braucht man ja auch noch Material für die nächsten paar Wochen?

    By-the-way für die, die vielleicht auf den Link zu meiner hier in den Kommentaren angegebenen Homepage geklickt haben und sich wundern, dass es nicht geht: Falsche Domain-Endung angegeben, ab jetzt sollte es gehen… Ist aber nur yet another tumblelog…

  6. Avatar von nicorola

    @tom: Du meinst nicht “Sell A Band”, oder?

  7. Avatar von Christian
    Christian

    Zum gleichen Thema fand ich übrigens den Artikel Vergesst das Album im de-bug Blog ziemlich treffend.

    Vielleicht kann man das unter “Revival der EP” einordnen, etwas was im Elektroniksektor ja schon seit Anfang an normal ist.

  8. Es gibt doch so ne Plattform, wo Künstler ihre Musik vorstellen, Fans werben, die jeweils einen Euro spenden und wenn genug Moneten da sind (10k glaube ich), wird eine CD produziert und jedem nach Hause geschickt.

    Wie hieß das doch gleich…

  9. Avatar von nicorola

    Über so etwas Ähnliches wird wohl nachgedacht. Aber eher auf Künstler-Ebene. So eine Art Band-Abo. “Another solution being debated in the industry would transform record labels into de facto fan clubs. Companies including the Warner Music Group and the EMI Group have been considering a system in which fans would pay a fee, perhaps monthly, to “subscribe” to their favorite artists and receive a series of recordings, videos and other products spaced over time.”

  10. Also die 2-Songs-Nummer find ich mal richtig gut, weil innovativ. Mal sehen, was dabei rauskommt, auf jeden Fall eröffnen sich da ganz neue Vertriebswege für die Plattenfirmen.

    Hat eigentlich schon mal ein Musiklabel das e-music-Abo angedacht? So die Variante: Jeden Monat überweist ihr uns X Dollars und kriegt dafür Y Lieder aus unserem Katalog, meinetwegen mit Wasserzeichen versehen aber eben als MP3s, die ich mir auf meinen iPod laden kann.
    Ich denke, wenn sich das eine von den vier großen Firmen traut, kann das durchaus eine spannende Sache sein, weil es ja eine gewisse Bandbreite an Künstlern gibt. Wenn sich sogar zwei der vier großen für so ein Angebot zusammenschließen, um den Synergie-Effekt zu nutzen, wäre das noch eine viel bessere Sache.
    Hat das schon mal jemand überlegt und dann wieder abgeblasen? Oder sind die immer noch langsam in der Birne?

  11. Die Meinung, dass in Zukunft wieder Singles und EPs verstärkt auf dem Markt abgesetzt werden, hab ich jetzt schon häufiger gehört.

    Sowohl in der Redaktion, als auch in Interviews mit Musikvertretern UND Künstlern. Manche Künstler sehen nämlich ein, dass oftmals (aber lange nicht immer!) Teile von Alben nur Füllmaterial sind, um 12,13 Songs zusammenzubekommen. Insofern kann ich mich regelmäßig für EPs begeistern, die einfach nur gute Quintessenzen anbieten.

    Aber wie du, Nico, schon richtig sagst: Es gibt definitiv Alben, die als Ganzes wesentlich besser sind!

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