Interview: Frightened Rabbit

Es gab einmal eine Zeit in den Anfängen der Blogosphäre, da wurde jeder Neuankömmling herzlich begrüßt und in der Mitte der Szene aufgenommen. Seit einiger Zeit ist es allerdings eher so, dass Neuankömmlinge, die sich um ein ähnliches Themenfeld, wie man selbst kümmern, eher argwöhnisch beäugt werden. Da muss man schon ein wenig kämpfen und sich durch ausgesuchten Content empfehlen, um sich Aufmerksamkeit bei den Altforderen zu erhaschen.
Die Kooperation kommt dabei vor allem bei denen ein wenig kurz, die sich mit Musik beschäftigen. Um es mit Hape Kerkeling zu sagen, “ich möchte das nicht”. Das gemeinsam mit Tom von der Blogpartei durchgeführte Top Of The Blogs, die schöne Aktion “Ein Herz Für Blogs” von Kai Stylespion Müller, oder auch mein nun Dank Tape.tv gestarteter eigener Channel für Musikvideos sind da schon tolle Aktionen, die zeigen, dass Kooperation doch möglich ist.

Deswegen kamen mir sofort die fantastischen White Tapes in den Sinn, als die Zusage für ein Interview mit den Frightened Rabbits reinflatterte. Schließlich sind sie so etwas wie die größten lebenden Fans unter der Sonne. So haben wir zusammen einen Fragenkatalog erarbeitet und präsentieren nun ein gemeinsames Interview mit Grant Hutchison, dem Schlagzeuger der Band.

nicorola: Hallo! Danke das du dir die Zeit nimmst, mir einige Fragen zu beantworten. Kannst du dich bitte kurz vorstellen?

Grant: Hallo, hier ist Grant von Frightened Rabbit.

nicorola: Vor ein paar Tagen ist euer neues Album erschienen. Wie fühlst du dich?

Grant: Ich bin sehr stolz auf dieses Album. Von “The Midnight Organ Fight” aus gesehen haben wir einen großen Schritt vorwärts gemacht. Ich persönlich bin zum Beispiel sehr viel glücklicher mit den Drums auf dem Album.

nicorola: Ihr habt die Demos für die neuen Songs im schottischen Küstenstädtchen Crail aufgenommen. Inwieweit hatte der Ort Einfluss auf die Songs?

Grant: Der Ort hatte einen sehr großen Einfluss auf die Songs. Eine Menge von ihnen haben direkt oder indirekt mit dem Meer zu tun, und die generelle Idee der Einsamkeit ist von Crail beeinflusst. Neben Strandspaziergängen und dem reinen Naturgenuss gibt es dort eigentlich nicht viel zu erleben. Crail ist ein schöner Ort.

nicorola: Während der Aufnahmen zum neuen Album hattet ihr diesmal etwas mehr Zeit und außerdem ein paar neue Bandmitglieder – welchen Einfluss hatten diese Faktoren auf das Endergebnis?

Grant: Die zusätzliche Zeit hat es uns ermöglicht, eine Menge Sachen in den Songs auszuprobieren, ohne uns darum zu sorgen, ob es am Ende passt oder nicht. Wir hatten eine Pause zwischen den reinen Aufnahmen und dem Abmischen, so konnten wir mit einigem Abstand nochmal rangehen, und Peter Katis war beim Mischen mit seinen unverbrauchten Ohren eine große Hilfe. Wir hatten natürlich auch nicht unendlich viel Zeit, den Druck einer Deadline spürten wir schon… was ich eigentlich immer ganz gut finde.

nicorola: Euer neues Album klingt ein wenig optimistischer als “The Midnight Organ Fight”. Was ist deiner Meinung nach der Hauptunterschied zwischen den beiden Alben?

Grant: Grundsätzlich gibt es diesmal keine Trennung zu verarbeiten. Scott hat momentan ein sehr geregeltes Leben, was natürlich einen positiveren Blick aufs Leben ermöglicht. Obwohl es sehr viel positiver ist, haben wir trotzdem unseren melancholischen Touch nicht verloren, den wir so lieben.

nicorola: In der Pressemitteilung zu “The Winter Of Mixed Dreams” werdet ihr mit folgenden Worten zitiert: “the theme I’m going for is pushing yourself out to the edge of things and being alone, feeling lost and not knowing where you are, which is how I’ve felt recently.” Klingt ziemlich depressiv. Heißt das vielleicht, das euch die Aufregung um eure Band ein wenig zu viel wird und ihr das Gefühl habt, euch abkapseln zu wollen?

Grant: Es ging nicht so sehr um die Aufregung als vielmehr um dieses ständige Unterwegssein, dieses Gefühl, von der Welt abgeschnitten zu sein, obwohl du ja eigentlich die ganze Zeit in ihr unterwegs bist. Ich habe übrigens nie das Gefühl, das wir eine In-Band sind oder es jemals sein werden. Wir haben einen längerfristigen Plan.

nicorola: Seit eurem letzten Album seit ihr recht erfolgreich geworden. Habt ihr während der Aufnahmen eigentlich Erfolgsdruck verspürt? Erhöht dieser Druck eventuell die Produktivität?

Grant: Eigentlich ging es nicht so sehr um Druck als vielmehr um das Bewußtsein, das es ein großes Publikum für unsere Musik gibt. Es gab auf jeden Fall eine Erwartungshaltung, die es beim Vorgänger so nicht gab, und ich denke, das hat im uns Endeffekt eher geholfen. Es ist immer gut, ein wenig Druck zu verspüren und gefordert zu sein, wie sollten wir uns sonst auch erfolgreich weiterentwickeln?

nicorola: Wer kam eigentlich auf den Titel “The Winter Of Mixed Drinks”. Was steckt dahinter?

Grant: Scott kam damit an. Es handelt sich um eine Textphrase aus einem der Songs und es bringt unsere letzten Winter ganz gut auf den Punkt. So viel unterwegs zu sein endet unvermeidlich in einer Menge Drinks und den damit verbundenen Zwischenfällen.

nicorola: In einem Interview mit der BBC sagtet ihr, das ihr nochmal ins Studio wolltet um einige Songs umzuschreiben. Wie sind die Ergebnisse und wofür werdet ihr sie verwenden?

Grant: Wir waren im Studio, um von einigen Songs alternative Versionen aufzunehmen bzw. neu abzumischen. Sie werden für B-Seiten verwendet und als Special Extra Tracks für Rabbit-Fans.

nicorola: Ihr habt im Rahmen der Edinburgh Hogmanay Feierlichkeiten vor 80.000 Menschen gespielt. Ein verdammt großes Publikum. War das ein magischer Moment oder hattet ihr weiche Knie?

Grant: Es war wirklich ein ziemlich magischer Moment, obwohl wir ehrlicherweise nicht unseren besten Gig gespielt haben. Ich war vorher ziemlich nervös, aber als wir die Bühne betraten, merkten wir, das alle ziemlich angetrunken waren, also war es ziemlich egal, wie gut wir spielten. Es war großartig für uns, dort zu spielen, ich bin dort geboren und offensichtlich ist es die beste Neujahrsparty der Welt!

nicorola: Habt ihr eigentlich irgendwelche Rituale, bevor ihr auf die Bühne geht?

Grant: Nicht wirklich. Es sind eher die Aftershow-Rituale, die uns Spaß machen!

nicorola: Ihr habt Fans auf der ganzen Welt. Was denkst du: warum funktioniert eure Musik in so vielen unterschiedlichen Ländern?

Grant: Obwohl unsere Musik eine sehr starke Verbindung zu Schottland hat, sind die Texte sehr universell. Es kommt nicht darauf an, wo du herkommst, ich denke jeder kann etwas mit den Inhalten der Songs anfangen.

nicorola: Eine MySpace-Seite, ein Twitter-Account und Facebook. Wie wichtig ist die moderne Kommunikation für einen Künstler?

Grant: Ich finde es großartig, das die Fans so nah an der Band sein können. Wir alle twittern und nehmen das nicht zu ernst mit all diesen offizielen Updates. Es muss interessant bleiben und das Persönliche ist uns immer sehr wichtig, und das wird auch in Zukunft so bleiben.

nicorola: Ihr benutzt auf dem Album einige Samples. Wie ist euer Standpunkt in Bezug auf Urheberrecht?

Grant: Wie mit allem finde ich es falsch, zu stehlen, aber ich denke auch, das jede Art von Kunst geteilt werden sollte, solange man fair bleibt. Jeder, der auf diesem Album gesampled wurde, weiß, das er gesampled wurde, und alle sind damit einverstanden. Aber wir sind nicht Owl City und werden auch in naher Zukunft keine frechen Rip-Offs abliefern.

nicorola: Denkst du, es könnte eure Popularität erhöhen, wenn ihr eure Musik gratis anbietet?

Die Musiker sind nicht diejenigen, die mit dem Verkauf von Musik Geld verdienen.Grant: Natürlich kann es das, aber um ehrlich zu sein macht es keinen großen Unterschied, denn sobald die Musik veröffentlicht ist, gibt es immer Wege, umsonst an die Musik zu kommen. Die Musiker sind nicht diejenigen, die mit dem Verkauf von Musik Geld verdienen. Es würde für unser Einkommen keinen großen Unterscheid machen, wenn wir unsere Musik umsonst weggeben würden.

nicorola: Ihr habt gerade zwei Videos zu “Nothing Like You” veröffentlicht. Warum zwei? Wer hatte die Ideen?

Grant: Das erste Video wurde vom Label bezahlt, aber mit dem Ergebnis waren wir nicht zufrieden. Wir hatten das Gefühl, der Clip rückte uns in ein falsches Licht. Also haben wir uns entschlossen, unser eigenes Video zu drehen und wir hatten damit eine Menge Spaß. Ich finde unseres besser, und ich hoffe, das das die Meinung der Allgemeinheit ist.

nicorola: Adam von We Were Promised Jetpacks hat euer letztes Album “The Midnight Organ Fight” als das besete Album der letzten Dekade bezeichnet, wie findest du ihre Platte?

Grant: Ich liebe ihr Album und kann es kaum erwarten, neues Material von ihnen zu hören. Ich denke, sie sind momentan die beste Liveband und werden noch auf Jahre hinaus für Begeisterung sorgen.

nicorola: Die Medien versuchen, aus We Were Promised Jetpacks, The Twilight Sad und euch so eine Art Triumvirat zu machen. Denkst du, ihr gehört zu einer Art Szene?

Grant: Szene ist ein schreckliches Wort. Für mich sind wir eher eine Gruppe von Freunden mit einer gemeinsamen Liebe für gute Musik und einer Abneigung gegen den Schwachsinn auf dieser Welt. Wir werden immer in einen Topf geworfen, da wir alle aus Glasgow kommen und bei FatCat unter Vertrag sind und ich habe kein Problem damit, da es sich um zwei großartige Bands handelt.

nicorola: Nenn uns bitte eine schottische Band, die du magst und die mehr Leute hören sollten?

Grant: John Knox Sex Club sind momentan die beste schottische Band.

nicorola: Vielen Dank für das Interview.

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MySpace-Seite der Band

Tourdaten:

7. April, Berlin, Magnet
9. April, München, Atomic Café
10. April, Köln, Luxor

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Swim Until You Can’t See Land
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