Lea Porcelain – Hymns To The Night (Review)

Lea Porcelain sind Julien Bracht und Markus Nikolas. Seit drei Jahren machen die beiden gemeinsam Musik.  Zuvor war Julien bei Sven Väths legendärem Cocoon – Label unter Vertrag und trat mit seinem innovativen Breakbeat/Techno bereits mit Größen wie Ricardo Villalobos, Luciano und Väth selbst auf.

Markus ist seit Jahren in der europäischen Independent-Szene unterwegs mit Auftritten in New York und Moskau. Das gemeinsame Bandprojekt Lea Porcelain wurde in Frankfurt gegründet, bevor die ersten Auftritte in London stattfanden.

Bereits 2015 erschien eine großartige, selbstbetitelte EP, die inzwischen nicht mehr erhältlich ist. Irgendwann im letzten Jahr haben die beiden ihr Management und damit auch den Vertrieb gewechselt.

Im Sommer 2016 folgte die Out Is In EP, und im  Laufe des letzten Jahres folgten Videos zu den bereits bekannten Hammersongs Similar Familiar und Bones.

Das eigentlich für Ende 2016 angesetzte Debütalbum Hymns To The Night erschien vor wenigen Tagen. Es wurde über den Zeitraum von zwei Jahren im Berliner Funkhaus geschrieben und aufgenommen.

Schlagzeug, Percussion und Sampler reichen den beiden Musikern für ihre Klanggebirge. In der Musik hört man Einflüsse von The Cure, Joy Division und Echo & The Bunnymen.

Der Sound ist trotz dieses eng gesteckten Rahmens vielfältig und druckvoll und verzichtet auf das Verwaschene des Shoegaze und des Dream-Pop. Sehr gut nachzuhören ist dies in Bones: wie in diesen knapp fünf Minuten The Cure mit Joy Division verwoben werden, das ist schon große Kunst.

A Year From Here klingt wie eine ferne, wehmütige Erinnerung an ein fiktives Damals, als im Radio auf Malta Postcards From Italy von Beirut lief.

Similar Familiar ist ein treibender und fiebriger Indie-Elektro-Song mit düsteren Soundflächen, der mich ähnlich in seinen Bann zieht wie seinerzeit Boarding Time von Sizarr.

Mit Warzaw Street sind sie Joy Division so nahe, wie es nur geht. Der Song erzählt von der Begegnung zweier Gleichgesinnter in einem Berliner Club, untermalt von drängenden Bassläufen und verzweifelten Synthieflächen.

Es gibt noch viele weitere großartige Songs mit ähnlichen Zutaten: The Love, A Faraway Land oder 12th Of September.

Die beiden ungewöhnlichsten Stücke sind die kurze Pianoballade White Noise und Loose Life. Bei letzterem scheppert die künstliche HiHat und die Melodieführung erinnert mich an die Anfangstage des Warp-Labels mit Autechre und Plaid, inklusive düsteren Flächen und Industrial-Rhythmus.

Lea Porcelain kombinieren auf ihrem Debütalbum auf wundersame Weise ihre unterschiedlichen Einflüsse und lassen daraus brodelnde und drängende Post-Punk-Schönheiten entstehen.


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