The Libertines – Anthems For Doomed Youth (Review)

Die gemeinsame Zeit der Libertines Anfang des neuen Jahrtausends war kurz und aufregend. Sie wurde maßgeblich von Pete Dohertys Lebensstil und diversen Titelblättern geprägt.

Aber der Band reichten zwei Alben, um ihre Spuren in der britischen Musikgeschichte zu hinterlassen und zum Mythos zu werden. Ihr Debütalbum „Up The Bracket“ ist der feuchte Traum einer jeden Buzz-Band, bis oben hin voll mit hingerotzten Punk-Hymnen und grandiosen Rock’n’Roll-Momenten.

Ihr zweites Album „The Libertines“ konnte locker mit dem fulminanten Debüt mithalten, obwohl sich innerhalb der Band schon einige Auflösungserscheinungen zeigten. Die Spannung zwischen den beiden Charakteren Carl Barat und Pete Doherty erreichte irgendwann ihren Höhepunkt; so gibt es zum Beispiel Geschichten von Sicherheitskräften während der Studiosessions. Fast zwangsläufig folgte irgendwann die Trennung, und die beiden Musiker gingen mit den Babyshambles und den Dirty Pretty Things getrennte Wege.

Woke up again, to my chagrin

Sie hinterließen zwei großartige Alben und eine Menge enttäuschter Fans. Aber die Zeit heilt nicht nur Wunden, sie kann auch Streitigkeiten aus dem Weg räumen und dafür sorgen, dass sich Menschen entwickeln. Fünf Jahre nach der Trennung traten The Libertines wieder gemeinsam auf, und wiederum fünf Jahre später gibt es erstmals eine neue Platte.

Eine Platte mit eigenem Entstehungsmythos: „Anthems For Doomed Youth“ wurde in einem Fischerdorf in Thailand aufgenommen, das Studio stand angeblich auf einer Schlangengrube. Die Band zog durch das Nachtleben der Region und veranstaltete spontane Sessions. Für den Song „Fame and Fortune“ wurde eigens ein Motorrad aufgetrieben und als Soundkulisse benutzt.

Ehrlich gesagt erwartete ich nicht wirklich viel von dieser Platte. Für mich hatten sie auf ihren ersten beiden Alben alles gesagt; die beiden Charaktere hatten sich solange aneinander gerieben, bis die Funken eine Hand voll genialer Ideen in Brand setzten und die Band daraus ein paar Songs für die Ewigkeit schmiedete.

Getting sick and tired of feeling sick and tried again

Aber ich war positiv überrascht: die Energie ist noch nicht verpufft, auch das Händchen für tolle Songs ist noch vorhanden. Am Deutlichsten wird dies für mich im stärksten Song der Platte: „ Fury Of Chonburi“. Eine chaotische und hingerotzte Strophe mündet in einen dieser begnadeten Refrains, den wohl nur Doherty und Barat so hinbekommen. Ein Song wie ein Zufall.

Der Opener „Barbarians“ oder das folgende „Gunga Din“ schlagen in eine ähnliche Kerbe, obwohl sie ein wenig kontrollierter wirken. Auch das infektiöse „Heart Of The Matter“ geht mir so schnell nicht mehr aus dem Kopf.

Das dritte Album der Libertines ist keine direkte Fortsetzung der ersten beiden Alben. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  • eine Dekade ist vergangen
  • Familien wurden gegründet
  • viele Jugendsünden sind in Vergessenheit geraten
  • an den Reglern saß nicht Mick Jones, sondern Jake Gosling (u.a. One Direction)
  • einige Songs wurden sicherlich für den Einsatz auf größeren Bühnen getrimmt

Aber trotz all dieser Unterschiede macht „Anthems For Doomed Youth“ verdammt viel Spaß. Der Funke ist also noch nicht erloschen.

7/10


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