bar italia bleiben ein Phänomen. Das Londoner Trio um Nina Cristante, Sam Fenton und Jezmi Tarik Fehmi hat in nur wenigen Jahren eine fast mythische Aura aufgebaut: zwischen Szene-Kult und kalkulierter Nonchalance, zwischen DIY-Charme und perfektem Stilbewusstsein. Auf ihrem neuen Album Some Like It Hot schärfen sie dieses Profil weiter und zeigen, dass sie mehr sind als ein kurzlebiger Hype.
Das Album öffnet sich mit Fundraiser, einem Song, der die rohe Energie der frühen Nullerjahre heraufbeschwört. Die Gitarren flirren, der Beat treibt, die Stimmen wechseln sich ab; charmant unkoordiniert und doch genau richtig. Es ist dieser leicht schlurfende Rhythmus, der die Platte trägt: manchmal elegant, manchmal kantig, aber immer mit einem Gefühl von Bewegung, das nie ganz aufgelöst wird.
bar italia funktionieren im Zusammenspiel, nicht in der Einzelperformance. Cristantes kühle Stimme schwebt oft über den Songs, während Fehmi und Fenton den Unterbau liefern, mal verhallt, mal fast sprechend. Diese Wechsel verleihen der Platte eine innere Spannung, die vor allem in Marble Arch und Cowbella spürbar wird. Letzterer gehört zu den stärksten Momenten des Albums: ein hypnotischer Groove, der sich langsam steigert und in einem fast tänzerischen Refrain mündet.
Die Band spielt gern mit Kontrasten. bad reputation reduziert alles auf ein fast kammermusikalisches Gerüst aus Gitarre und Percussion, bevor Eyepatch wieder losprescht, als hätte jemand den Stromschalter umgelegt. Dazwischen finden sich immer wieder kleine Überraschungen, kurze Momente von Wärme, die sich zwischen die kühle Fassade schieben.
Besonders eindrucksvoll gelingt das in the lady vanishes, einer balladesken Nummer, die sich langsam entfaltet und im letzten Drittel in sägende Gitarren und verwaschene Stimmen kippt. Auch Lioness verdient Erwähnung: ein zurückhaltender Shoegaze-Entwurf, der mit minimalen Mitteln eine große Atmosphäre schafft.
Some Like It Hot wirkt insgesamt strukturierter und fokussierter als die Vorgänger. Die Songs sind klarer gebaut, der Sound ist dichter, ohne die gewollte Rauheit zu verlieren. Gleichzeitig bleibt ein Rest von Distanz, ein Gefühl, dass bar italia ihr Publikum lieber beobachten, als sich ihm ganz zu öffnen.
Das ist vielleicht die größte Stärke dieser Platte: Sie wirkt wie eine Einladung, bei der man nicht sicher ist, ob man wirklich gemeint ist. Genau das macht sie so reizvoll.
Some Like It Hot ist ein Album über Nähe und Abgrenzung, über das Spiel mit Coolness und Emotion. Es klingt nach Großstadt, nach Nacht und nach dem Moment, bevor man sich entscheidet, ob man bleibt oder geht.
P.S.: ob das mit der Klein- und Großschreibung bei den Songtiteln eine Bedeutung hat, weiß ich leider nicht.










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