Kritik: Phillip Boa & The Voodooclub – “Diamonds Fall”

boa13. Februar
Constrictor/Rough Trade Distribution

Der Altmeister des deutschen Indie ist zurück. Diesmal allerdings mit weniger verzerrten Gitarren, dafür aber mit Schlagzeug-Legende Jaki Liebezeit. Bereits vor ein paar Wochen gab es mit dem Video zu “Lord Have Mercy With The 1-Eyed” den ersten Vorboten zu “Diamonds Fall”, der für eine Boa-Single ungewöhnlich ruhig daherkam. Im Kontext zum Rest des Albums wird allerdings schnell klar, das dieser Song kein Einzelfall ist. Bereits der Einstieg mit dem Titelsong kommt eher verhalten mit elektronischen Klängen um die Ecke, während der Refrain auf einer Pianomelodie aufbaut. Mit “Valerian” schließt sich dann sogar ein balladesker Song an, der keinesfalls schlecht ist, sondern nur verdeutlicht, das Boa vor allem eins macht: das, was ihm gefällt. Mit dem folgendem “Fiat Topolino” nimmt die Platte dann etwas mehr Fahrt auf, die mit “The World Has Been Unfaithful” etwas gemächlicher fortgeführt wird. Gerade letzer Song ist ein klassisches Boa-Stück mit wunderbaren Melodien, die sich fast sofort beim ersten Hören festsetzen. Ein Song voller Sehnsucht, Romantik und Zynismus, aber ohne Bitterkeit.

Nach der bereits erwähnten Single folgt mit “The Race Is Over” der zackigste und eingängste Song des Albums, der es mit Leichtigkeit schafft, sich in den Vordergrund zu spielen. Hier ist er wieder, der klassische Refrain in der Kombination Boa/Lund, die seine größten Hits prägte.

Durch die Arbeit Liebezeits erhalten die neuen Songs eine Art Leichtigkeit, die sich erfrischend von der üblichen Schlagzeugarbeit auf den bisherigen Boa-Alben absetzt. Die Arrangements haben auf einmal Platz zum Atmen, und das tut ihnen sehr gut. Auch das Songwriting hat sich in eine Richtung entwickelt, die ich persönlich sehr mag. In gewisser Weise präsentiert uns Boa hier eine Art Soundtrack zu einem Film, den es zwar nicht gibt, der aber eine romantische Schwermut ausstrahlt und den man unbedingt sehen möchte. Zumindest geht es mir so. Und für diesen inneren Film ist “Diamonds Fall” eine ganz wunderbare Platte geworden. Und als alter Fan ist man ja sowieso voll des Lobes.

Highlights: “The World Has Been Unfaithful”, “The Race Is Over”, “Black Light”


Kommentare

2 Antworten zu „Kritik: Phillip Boa & The Voodooclub – “Diamonds Fall”“

  1. An mich geht dieses Album nicht so richtig ran. Ich bin sogar ziemlich enttäuscht von Diamonds Fall. Ist mir zu seicht und zu poppig.

  2. Avatar von Beach Boy

    Hübsch! Der Mann, der immer da war. Besser denn je! Freitag ist es endlich soweit.

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