Seitenwechsel #17 – Peter Piek

Durch eine kurze Mail und einen Link auf eine Soundcloud-Datei wurde ich auf Peter Piek aufmerksam. Peter Piek ist ein Leipziger Musiker und Künstler, der seine Talente und Begabungen gänzlich den Schönen Künsten gewidmet hat. Neben Malerei und Literatur ist die Musik sein Steckenpferd.

Ende Mai erschien sein 2. Album “I Paint It On A Wall” auf Noisedeluxe Records. Ich fragte Peter, ob er eventuell ein wenig für den Seitenwechsel schreiben möchte. Und er hat zugesagt! Viel Spaß bei diesem sehr interessanten Einblick.

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Peter Piek:

Ein Song, ein Bild – das sind Lebewesen.

Jede Kunst ist ein Geschenk.

Es ist schwer zu schenken. Denn da das Geschenk ja nichts kostet, so wird vermutet, so ist es auch nichts wert. Das Geschenk löst sich im Kapitalismus also beim Schenken in nichts auf. Es herrscht die Ansicht, das der Wert eines Gegenstandes, das der Wert eines Lebewesen, dem auf dem Markt gegenüberstehendem Geldwert entspricht. Dieser Gedanke hat die Musik und alle Kunst und auch alles Leben und damit uns Menschen total fertig gemacht, entwertet. Dieser Gedanke scheisst einfach auf alles.

Kürzlich hab ich mir mein erstes mp3-Abspielgerät gekauft. Ich dachte ich geb mir eine Chance doch mal wieder Musik zu hören. Seitdem liegt das Ding leblos in der Ecke… und das obwohl Musik so toll ist! Das ist also das Dilemma und ich als Künstler, der auch noch von seinem Schaffen leben müsste, stecke natürlich mitten drin.

In dieser Gesellschaft kauft Geld Freiheit. Und ich bin für Freiheit.

Die Musikindustrie kurzweilt sich zu Tode. Gesucht wird, was Geld bringt.Die meisten Leute haben immer weniger, ein paar wenige immer mehr. Und die haben soviel davon, das sie nicht wissen was sie damit machen sollen. Sie haben Geld; aber keine Visionen. Sie lang- oder besser gesagt kurz-weilen sich zu Tode. In der Musikindustrie ist es genau dasselbe. Die Musikindustrie kurzweilt sich zu Tode. Gesucht wird, was Geld bringt.

Zumindestwo man vermutet das es Geld bringt. Zum Beispiel ist es offensichtlich so, dass nur gutaussehende Musiker sinnvoll auf Play drücken können. Es geht leider in der Musik wenig um Musik und in der Kunst wenig um Kunst. Nur im Schaffen kann Kunst gelebt werden. Im Markt, in der Hochschule, im Dialog wird Kunst oft erstickt und als Datenträger für sinnlosen Dreck vergewaltigt. Wir haben es verlernt. Wir kennen den Zugang zu Kunst nur noch über Zahlen. Aha. So teuer ist das also. Interessant. Interessant. Die Welt ist voller Grenzen und Zäune und Wege.

Ich will mich nicht beschweren. Mir geht es super. Ich bin nicht einer von den viel zu vielen Menschen, die unter einem Song (einem Euro) pro Tag leben müssen. Obwohl ich nicht alles künstlerisch umsetzen kann was ich gern möchte – weil mir die Freiheit dazu fehlt – so sind meine Schaffensbedingungen doch recht optimal. Dafür bedanke ich mich. Ich bedanke mich bei allen, die mir das ermöglichen! Ich weiss es ist nicht gerecht. Während ich im Atelier malen und meine Existenz in das Bild packen kann, kämpfen andere im ganz Realen um ihr Leben.

Wir Menschen haben so viele tolle Dinge erreicht. Wir können Dinge so schön sehen. Es gibt soviele unglaubliche wundervolle Dinge, die im Moment zahlreich von uns Menschen mit Inbrunst zerstört werden.

“Warum?” frage ich mich. Und während ich mich das frage, stecke ich mittendrin. Man muss ausbrechen ohne einzubrechen. Kleine Dinge verändern die Welt. Wir haben Träume.

Und da fällt mir ein warum ich Musik mache und Bilder male.

Erstens, weil ich mir trotz dem, was es abverlangt (und das ist sehr viel) nichts Besseres vorstellen kann. Weil es mich zweitens lebendig macht und mich befreit hat. Weil es meinem Leben drittens einen Sinn gibt. Und weil ich viertens Angst habe. Angst, der ich mich stelle und gegen die ich ankämpfe. Geld spielt dabei keine Rolle. Ich möchte noch sagen das ihr gern alles geschenkt haben könnt. Mein Körper allerdings lebt hier. Ihr könnt euch sicher sein, dass das Geld, welches zu mir kommt, in Musik und Malerei investiert wird. Und je mehr ich davon habe, desto besser klingt das.

Es braucht mehr Respekt. Und Liebe natürlich. Liebe ist das Einzige, was uns alle und damit auch die Musik retten kann.

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Infos zu Peter Piek:

Homepage
MySpace

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[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=VWGcLqjn9SQ&hl=de_DE&fs=1&]

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Was soll das hier? Wir sitzen auf der einen Seite. Wir hören Musik umsonst, bei Streaming-Anbietern wie last.fm, Spotify, roccatune. Wir kaufen die ein oder andere Platte oder bezahlen für einen Download. Wir gehen auf Konzerte, kaufen Merchandise-Artikel und bezeichnen uns als Fans. Wir lesen Blogs, wir kennen die Hype Maschine und diverse Onlinemagazine. Und, wenn wir ehrlich sind, dann laden wir auch das eine oder ander Musikstück illegal herunter. Das ist unsere Seite.

Und auf der anderen Seite sitzen die Musiker. Denn die Musikindustrie ist genau genommen nur der Vermittler. Sicherlich ein wichtiger Vermittler, der eine Menge falscher Entscheidungen getroffen hat und trifft, und den man mitunter auch verachten kann. Aber auf der anderen Seite sitzt meines Erachtens der Künstler. Und dessen Meinung zur aktuellen Lage der Industrie geht in meinen Augen sehr oft einfach unter. Dabei wäre es doch gerade interessant zu erfahren, wie Musiker heutzutage leben, womit sie ihr Geld verdienen, wieviel Herzblut mit jedem nicht verkauften Album verloren geht, wie anstrengend das dauernde Touren ist, woher das Durchhaltevermögen kommt, warum man sich das überhaupt antut.

Und aus diesem Grund möchte ich die Musiker fragen. Ich bitte ausgesuchte Künstler, auf meinem Blog ihre Meinung kundzutun. Ihre Meinung zu Fans, zu illegalen Downloads, zu ihrem Arbeitsumfeld, ihrer Lebenssituation, der Musikindustrie, dem Musikerdasein. Dabei sind sie in Form und Inhalt völlig frei. Ob das nun ein kurzes Statement ist oder ein Kurzroman, ich mache keine Vorgaben.


Kommentare

Eine Antwort zu „Seitenwechsel #17 – Peter Piek“

  1. tolles interview und die platte ist natürlich super,
    one of my favourites this summer!

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