Fiktion und Wirklichkeit

Es gibt da so ein Phänomen. Ok, vielleicht ist Phänomen zu hochtrabend, eher eine Eigenart von mir. Ich meine diesen Moment, in dem man das erste Mal ein Foto der Band sieht, deren Album man seit Wochen immer wieder begeistert hört. Dann schaue ich ungläubig auf dieses Bild und denke: “So sehen die aus? Die hatte ich mir ganz anders vorgestellt!”

So ging es mir zum Beispiel bei den Killers. Deren Debütalbum “Hot Fuss” wusste mich damals sehr mitzureißen, und in meiner Vorstellung war da dieser Sänger mit etwas längeren blonden Haaren, zu einer Art Un-Frisur zerstrubbelt, im Stil der Sixties gekleidet. Der Schock war entsprechend groß, als ich Brandon Flowers das erste Mal auf einem Lichtbild sah.

Oder Spoon. Nie im Leben hätte ich diese charismatische Stimme einem (oftmals) sonnenbebrillten Blondschopf zugeordnet. Eher so einem Typen wie Julian Casablancas von den Strokes. Bei den Arctic Monkeys war es ähnlich. So ein Milchbubi besitzt eine so ausdrucksstarke und einzigartige Singstimme?

Worauf ich damit hinaus will? Keine Ahnung. Ist mir gerade eben so durch den Kopf gegangen. Ich finde es erstaunlich, wie musikalisch befeuerte Bilder im Kopf durch Bilder in Magazinen zerstört werden. Das ist manchmal verdammt schade.


Kommentare

7 Antworten zu „Fiktion und Wirklichkeit“

  1. Wisst ihr auch, dass ich auferstanden bin ?

  2. Ich bekomme ja relativ häufig Bands leibhaftig zu sehen, denen ich vorher nur auf durchgestylten Pressefots begegnet bin. Und ich bich jedesmal baff, wie klein, normalo oder auch nätürlich die Burschen sind, die auch nur mit Wasser kochen und nur für die Fotoserie die coolen wilden Macker spielen. Bin dann meistens positiv überrascht, wie nett und normal sie sind.

  3. Ging mir so bei den Cranberries. “Everybody Else Is Doing It, …” habe ich bis zum umfallen gehört. Als ich mit “No need to argue” das erste Video gesehen habe hat sich auch die Wahrnehmung des ersten Albums komplett verändert, der Zauber war dahin. Ich glaube, die CD habe ich seit dem noch zwei mal angehört.

  4. Bei mir war es genau umgekehrt, so mit 10, 11 Jahren.

    Ich hatte mir regelmäßig die BRAVO gekauft – heimlich! -, ohne allerdings “diese Kirmesmusik” hören zu dürfen. Ich kannte also nur die Bilder von Madonna, Limahl oder Sigue Sigue Sputnik, aber nicht die Musik, die ich mir ganz besonders verwegen vorstellte. Zumindest bei den ersten beiden hat’s nicht gestimmt, wie ich irgendwann herausbekam.

  5. Eine der lustigsten Erkenntnisse in dem Bereich kam bei mir als ich zum ersten Mal ein Photo von Hot Snakes sah, ich hatte bis dahin lange Zeit fälschlicherweise gedacht dass der Sänger eine Frau wäre.

    Wobei es zum Photo dann noch einmal ein gewaltiger Unterschied sein kann wenn man die Person dann in Echt sieht, am meisten umgehauen hat mich da in diesem Jahr Ted Leo der einfach eine Irrsinnsenergie versprüht die auf Fotos von seinen Konzerten (und erst recht auf Pressefotos) absolut nicht eingefangen wird.

  6. So ging es mir bei Gomez. Diese verrauchten und voluminösen Stimmen und dann sehen die auf Fotos aus wie Soziologiestudenten…

  7. Ja, das stimmt. Manchmal ist es aber auch gerade beeindruckend, wenn man eben sieht, dass ein Mensch mit einer uralt klingenden, charismatisch verrauchten Stimme wie ein junger Gott aussieht. Andersherum erst recht. Wenn ein Tom Waits auf die Bühne kommt, hört man aus seinem Mund exakt die Stimme, die man erwartet. Bei Stimmwundern wie Joss Stone oder deinen genannten ist es dafür umso überraschender.

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