Kritik: Blood Red Shoes – Blood Red Shoes

Die berühmte selbstbetitelte Platte ist da. Das hat fast immer eine Bedeutung (außer bei Debütalben). So auch bei Steven Ansell und Laura-Mary Carter aus Brighton , die ihren vierten Longplayer in Eigenregie in Berlin aufnahmen und schlicht “Blood Red Shoes” betitelten. Die Zeit im Kreuzberger Studio (man beachte die kurze Durchsage „Hallesches Tor, Übergang zur U1 und zur Metro-Tram“ am Ende von „The Perfect Mess“) haben die beiden genutzt, um in völliger Freiheit ihre eigene Vorstellung des perfekten Sounds zu finden. Und dieser Sound ist vor allem drückend, direkt und passt zu den zupackenden Songs dieses Albums wie die Faust aufs Auge.

Das erreichen die beiden mit den gleichen Mitteln wie auf den Vorgängern: harte Riffs, drückende Drums, hymnische Melodien, abwechselnder Gesang. Mit diesen Mitteln entfalten die neuen, etwas düsteren Songs ihre volle Wirkung. Den beiden sympathischen Musikern sind dabei ein paar tolle Stücke gelungen: „An Animal“ zum Beispiel, gradlinig, partytauglich und mitreißend. Oder „Everything All At Once“ mit seinem knusprigen Riff, der Cowbell (we need more Cowbell, didn’t we?) und dem tollen Refrain. Natürlich schlagen die beiden auch wieder ein paar besinnlichere Töne an, die hier allerdings weniger wie wichtige Kontrapunkte wirken wie einige der besten Stücke auf dem Vorgänger „In Time To Voices“.

So seltsam es klingt: trotz der druckvollen Produktion, der stellenweise wirklich guten Songs und meiner persönlichen Vorliebe für die Musik der Blood Red Shoes stellen sich bei mir gewisse Ermüdungserscheinungen ein. Ich fand die eingeschlagene Entwicklung der Songs auf dem Vorgänger sehr spannend und hätte mir irgendwie gewünscht, dass sie diesen Pfad weiter beschreiten. Natürlich liefern die beiden wieder eine tolle Platte auf hohem Niveau ab, aber es fehlt das gewisse Etwas.

Oder anders gesagt: nach dem Genuss von „Blood Red Shoes“ habe ich nicht das Bedürfnis, wieder auf Play zu drücken. Stattdessen habe ich das bestimmte Verlangen, etwas anderes zu hören. Und das ist wirklich schade.

6/10


Kommentare

2 Antworten zu „Kritik: Blood Red Shoes – Blood Red Shoes“

  1. Avatar von Der Frank

    Metro-Bus, nicht Metro-Tram! 😉

    1. Ah, natürlich. Am Halleschen Tor fährt ja überhaupt keine Tram. So schnell vergisst man also 🙂

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