Kritik: Glasvegas – “Euphoric /// Heartbreak \”

1. April 2011
Sony Music

Ein wenig überproduziert greifen die Glasgower nach den Sternen. Sie stürzen zwar nicht ab, aber es gibt gewaltige Luftlöcher.

Kennt ihr diese Szenen in Filmen, in denen der Held / die Heldin einen besonderen Moment erlebt? Meistens ist diesen Szenen eine wichtige Wendung in der Handlung vorangegangen. Dann die 360-Grad-Kamerafahrt um den Helden, dieser hat oft die Arme ausgestreckt und steht wahlweise auf der Spitze eines Hochhauses, an einer Klippe, auf dem Gipfel eines Berges, in einer verlassenen Stadt. Glasvegas liefern die Musik dazu. Zumindest mit ihrem Song “The World Is Yours”, dem eindeutigen Highlight ihrer neuen Platte. Hier zeigt die Band, zu was sie fähig ist, was sie zu einer großen Rockband macht. Dick aufgetragener Pathos, tolle Melodien und eine große Portion Athmosphäre. Spätestens beim Refrain sausen die Arme mit den Kameras und den Handys in die Höhe. Die Band möchte ins Stadion, das hört man. Produzent Flood greift ihnen dabei kräftig unter die Arme, allerdings übertreibt er mit seiner Schützenhilfe ein wenig.

Auf “Euphoric /// Heartbreak \” ist alles groß: die Geste, der Weltschmerz, das Leiden, die Liebe, der Sound. Nur wirkt diese Größe hier ein wenig aufgeblasen. Wie ein Hefeteig, der bei der geringsten Berührung in sich zusammenfällt. Von den ersten Tönen des dramatischen Intros bis zu den letzten, gesprochenen Worten von “Change” ist das zweite Album der Schotten darauf aus, Eindruck zu schinden. Es drängt sich quasi auf die große Bühne. Trotzdem scheint noch immer das außerordentliche Talent der Band durch.

Am besten gefallen mir eigentlich die Songs, die ein wenig Luft zum Atmen haben und nicht duch Powerchords und Bombast-Refrains erdrückt werden. Das spannende “I Feel Wrong (Homosexuality Part I)” zum Beispiel oder auch “Lots Sometimes”, welches sich über sechs Minuten kontinuierlich aufbaut und in einem Drama endet. Auch das bereits erwähnte “The World Is Yours” ist ein großartiger Song, trotz des mächtigen Sounds. Oder “Euphoria, Take My Hand”, auch wenn es sich ein wenig im Dunstkreis von Coldplay (“Life In Technicolor”) bewegt.

Ein durchwachsenes zweites Album mit einer handvoll guter Songs, etwas zu bombastisch produziert.

Highlights: “The World Is Yours”, “Lots Sometimes”, “Shine Like Stars”

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