Seitenwechsel #3 – REEBOSOUND

missu

Heute schildert Missu, der Mann hinter REEBOSOUND, seine Meinung zu illegalen Downloads, zu Eintagsfliegen, zu Konzerten und zu Radiohead. Viel Spaß bei diesem sehr interessanten Einblick!

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Missu (REEBOSOUND):

Mir ist es in erster Linie wichtig, das meine Musik gehört wird. Auf welchem Weg das geschieht, ist mir erstmal egal. Prinzipiell finde ich, dass es der falsche Ansatz ist, wenn Musik mit dem Antrieb gemacht wird, Geld damit zu verdienen. Sicher ist es schöner, wenn ich dafür auch eine entsprechende Gegenleistung bzw. Geld bekomme, weil ich mich dann nämlich viel besser auf meine Musik konzentrieren kann ohne nebenbei noch irgendwelche belanglosen Jobs machen zu müssen um Miete und Essen zu bezahlen, aber das eigentliche, die Kunst, bleibt dabei schnell auf der Strecke. Und genau das ist ein Problem, denn Kunst sollte frei sein. Wenn ein Künstler auf den nächsten Trend schaut, ist er nicht mehr frei, sondern im besten Fall ein guter Handwerker. Das finde ich langweilig.

Vielleicht liegt das Problem mit den illegalen Downloads auch genau daran, dass zuviel Austauschbares veröffentlicht wird. Es gibt eben sehr viele Eintagsfliegen, die im nächsten Moment einfach niemand mehr hören möchte. Meist geschieht so etwas, wenn es wieder einen neuen Trend in der Musikwelt gibt auf den viele aufspringen. Ich denke Bands die eigenständig sind haben weniger Probleme mit illegalen Downloads, weil die Fans die Platten trotzdem kaufen.

Als Beispiel dafür fällt mir gerade diese Radiohead-Platte ein, die man zuerst für einen selbst gewählten Preis runterladen konnte und die dann später trotzdem auf CD und Vinyl erschienen ist und sich offensichtlich sehr gut verkauft hat. Also ich finde sowas kommt einem illegalen Download schon ziemlich nahe, wenn man die finanzielle Seite betrachtet.
Da diverse Kosten zu decken sind, finde ich es aber auch nur fair wenn man die Platten, die man hört auch bezahlt – zumindest mache ich das so. Ich möchte ja, dass die Bands weiterhin bestehen bleiben.

Es hat sich aber auch einiges geändert. Heute ist es schon mit geringen finanziellen Mitteln möglich, Songs aufzunehmen und dank des Internets braucht man diese nicht einmal als regulären Tonträger veröffentlichen, sondern hat die Möglichkeit, alleine durch die Verbreitung der eigenen MP3s Hörer in der ganzen Welt zu finden. Diese Möglichkeiten empfinde ich als Musiker sehr positiv.

Touren finde grossartig, auch wenn es natürlich manchmal anstrengend ist. Aber es macht mir einen riesigen Spass Konzerte zu spielen und mit meiner Band unterwegs zu sein. Sobald ich mich ermutigen müsste Songs aufzunehmen oder auf die Bühne zu gehen, wäre wohl der Zeitpunkt gekommen damit aufzuhören und mir einen Job zu suchen, mit dem man Geld verdient….hahahaha 😉

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Infos zu REEBOSOUND:

MySpace-Seite der Band
Homepage
Last.fm

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Was soll das hier? Wir sitzen auf der einen Seite. Wir hören Musik umsonst, bei Streaming-Anbietern wie last.fm, Spotify, roccatune. Wir kaufen die ein oder andere Platte oder bezahlen für einen Download. Wir gehen auf Konzerte, kaufen Merchandise-Artikel und bezeichnen uns als Fans. Wir lesen Blogs, wir kennen die Hype Maschine und diverse Onlinemagazine. Und, wenn wir ehrlich sind, dann laden wir auch das eine oder ander Musikstück illegal herunter. Das ist unsere Seite.

Und auf der anderen Seite sitzen die Musiker. Denn die Musikindustrie ist genau genommen nur der Vermittler. Sicherlich ein wichtiger Vermittler, der eine Menge falscher Entscheidungen getroffen hat und trifft, und den man mitunter auch verachten kann. Aber auf der anderen Seite sitzt meines Erachtens der Künstler. Und dessen Meinung zur aktuellen Lage der Industrie geht in meinen Augen sehr oft einfach unter. Dabei wäre es doch gerade interessant zu erfahren, wie Musiker heutzutage leben, womit sie ihr Geld verdienen, wieviel Herzblut mit jedem nicht verkauften Album verloren geht, wie anstrengend das dauernde Touren ist, woher das Durchhaltevermögen kommt, warum man sich das überhaupt antut.

Und aus diesem Grund möchte ich die Musiker fragen. Ich bitte ausgesuchte Künstler, auf meinem Blog ihre Meinung kundzutun. Ihre Meinung zu Fans, zu illegalen Downloads, zu ihrem Arbeitsumfeld, ihrer Lebenssituation, der Musikindustrie, dem Musikerdasein. Dabei sind sie in Form und Inhalt völlig frei. Ob das nun ein kurzes Statement ist oder ein Kurzroman, ich mache keine Vorgaben.


Kommentare

Eine Antwort zu „Seitenwechsel #3 – REEBOSOUND“

  1. Toller Beitrag. Es ist wirlich immer wieder sehr spannend, wenn Künstler (vor allem junge) erzählen, was sie von der Musikindustrie, illegalen Downloads etc. halten.

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