Typhoon – Offerings (Review)

Die elfköpfige Band Typhoon aus Portland habe ich erst vor kurzem für mich entdeckt. Ich habe es auf unerklärliche Weise geschafft, von ihren bisherigen drei Alben keinerlei Notiz zu nehmen. Aber mit der Single Rorschach änderte sich das.

Die zweite Single Darker verfestigte mein Interesse an dem neuen Album der Band. Offerings heißt das umfangreiche Konzeptalbum, welches mit seinen 14 Songs eine Spielzeit von 70 Minuten erreicht.

Im Mittelpunkt steht ein fiktiver Mann, der sein Gedächtnis verliert und nach und nach damit auch sein Selbstempfinden.

“Ich habe mich immer mit dem Gedächtnis, dem Verlust dessen und der Zurückgewinnung von Erinnerungen beschäftigt. Ich wollte den folgenden Fragen auf den Grund gehen: Was wird aus einer Person, wenn sie nicht weiß woher sie kommt? Was ist die wesentliche Eigenschaft einer Person, wenn sie all ihre Erinnerung verliert?”, erklärt Sänger und Songwriter Kyle Morton.

Offerings ist in vier Abschnitte (Floodplains, Flood, Reckoning und Afterparty) aufgeteilt und repräsentiert die mentalen Phasen, die der Hauptcharakter durchläuft.

Nach der Phase, in der er realisiert, dass etwas nicht stimmt, folgt der Kampf mit dem Chaos, bis er schlussendlich die aussichtslose Lage akzeptiert und dann seinem furchtbaren Schicksal erliegt.

Die erste Phase besteht aus den vier Songs Wake, Rorschach, Empiricist (Wahnsinn!) und Algernon. Jeder Song baut auf dem anderen auf, die Songs sind dynamisch, abwechslungsreich und wundervoll.

Nach diesem Einstieg rechnete ich fest mit einem Einbruch, aber  Typhoon schaffen es, auch bei den folgenden Phasen die Spannung zu halten. Momente der Ruhe treffen auf schonungslose Offenheit und verwirbeln sich mit cineastischen Klängen zu einem mitreißenden Strom.

Immer wieder blitzen wie aus dem Nichts die schönsten Melodiebögen auf, werden von Glockenspiel, Streichern oder Bläsern getragen und stehen im Kontrast zu Tonbandaufnahmen oder reinen Akustikpassagen.

Offerings ist nicht nur eine wunderbare Sammlung von Songs, sondern eines dieser inzwischen leider selten gewordenen Kunstwerke, für die das Albumformat zwingend ist.

Ich bin unheimlich glücklich, dass mir Typhoon schon so früh im Jahr ein solches Highlight präsentieren. Ob diese Euphorie bis zum Ende des Jahres anhält, weiß ich zwar nicht, aber ich habe da ein verdammt gutes Gefühl.


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