Get Well Soon – The Horror (Review)

Nach der Liebe kommt der Horror. Etwas mehr als zwei Jahre nach dem virtuosen Love, welches sich der Liebe und ihren Schattenseiten widmete, ergründet Konstantin Gropper nun die Abgründe seiner eigenen Traumwelt.

Drei seiner verwirrendsten Träume hat Gropper verarbeitet und drumherum ein ganzes Album voller orchestraler Musik über die Angst geschaffen. Nightmare No1 (Collapse), Nightmare No2 (Dinner at Carinhall) und Nightmare No3 (Strangled) bilden den persönlichen Ausgangspunkt von The Horror, indem sie Groppers Alpträume nacherzählen.

Allerdings darf man kein düsteres Indie-Rock-Album von Get Well Soon erwarten, auch wenn der Titel dies vielleicht nahe legt. Denn als Inspiration diente der frühe Frank Sinatra.

Und so ertönen auf diesem Album Streicher, Flöten und Bläser. Die Melancholie und das Drama werden hier mit elegantem Swing und großer Geste vorgetragen. Die Musik stellt hier eine Idylle her, die zu Beginn eine heile Welt suggeriert. Aber zwischen den Zeilen steckt das Dunkle, der titelgebende Horror.

Dieser schleicht sich sowohl durch Träume in das Bewusstsein als auch durch die aktuelle politische Lage. Allgegenwärtiger Populismus, der Krieg in Syrien, die #Metoo-Debatte, die Angst der Mittelschicht vor dem Abstieg; das sind komplexe und schwierige Themen, die Gropper hier verarbeitet.

Zu Beginn hatte ich ein wenig Schwierigkeiten mit den neuen Songs, denn der Swing ist zwar elegant, aber selten beschwingt. Ich musste mir das Album Stück für Stück erarbeiten, aber das hat sich gelohnt. Denn The Horror ist ein unbequemes, aber aus genau diesem Grund ein grandioses Album mit einer Dynamik, die heute leider selten geworden ist.



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