Kritik: “Dark Was The Night (Red Hot Compilation)”

dark_was_the_night13. Februar 2009
4AD/Beggar

Mal eine Frage: Wer denkt noch an Aids? War das nicht diese unheilbare Krankheit gegen Ende der 80er Jahre, die vor allem Homosexuelle betraf? Viel hört man nicht mehr dazu, das Thema interessiert die breite Öffentlichkeit leider schon lange nicht mehr. Daran Erkrankte gibt es jedoch nach wie vor sehr viele: Weit über 30 Millionen Menschen weltweit. Vor allem in einigen afrikanischen Ländern wütet die Immunschwächekrankheit nach wie vor wie eine Katastrophe unter der Bevölkerung. Die internationale Red Hot-Organisation engagiert sich deshalb seit 1989 im Kampf gegen Aids. Dabei bedient sie sich der Mittel der Pop-Kultur: Sie veröffentlicht Album-Compilations, produziert Fernseh-Shows und andere Medien-Events. Das Besondere daran: Alle teilnehmenden Künstler verzichten auf ihre Gagen und Tantiemen, sämtliche Erlöse kommen der Benefiz-Organisation und ihren Hilfsprojekten zu Gute. Eine prima Sache!

1990 erschien der erste Red Hot-Sampler („Red Hot & Blue“), mehr als ein Dutzend weitere folgten. Nun wird nach fast siebenjähriger Pause die neueste Zusammenstellung mit dem Titel „Dark Was The Night“ veröffentlicht. Drei Jahre waren Aaron und Bryce Dessner von der New Yorker Rock-Band „The National“ damit beschäftigt, bekannte Künstler, Freunde und Kollegen für das Projekt zu begeistern und zu überreden, einen Titel beizusteuern. Alle Tracks wurden exklusiv nur für dieses Album aufgenommen.

Kompilations sind an sich nicht so mein Ding. Hier aber mache ich eine Ausnahme, und zwar nicht nur deshalb, weil es eine „gute Sache“ ist: Die Doppel-CD bietet einen einmaligen Überblick über die aktuelle nordamerikanische Indie-Szene. Der Mund öffnet sich beim Lesen der Tracklist sehr sehr weit, bleibt dann lange offen und schließt sich auch beim nachfolgenden Hören nur sehr zögernd. Die überwiegend ruhig und äußerst unaufgeregt eingespielten 31 Songs strahlen jeder für sich eine dem Thema angemessene Ernsthaftigkeit aus, was in seiner Vielfalt zu einem emotionalen und bewegenden Gesamteindruck führt. Das Konzept ist toll: Hier passt alles zusammen, keiner spielt sich in den Vordergrund, alles wirkt wie aus einem Guss. Schöne Duette geben dem ganzen eine besondere Note: Die Dirty Projectors spielen zusammen mit David Byrne von den Talking Heads, Leslie Feist mit „Death Cab for Cuties“-Ben Gibbard und Conor Oberst zusammen mit Alternative Country-Sängerin Gillian Welch, um nur einige hervorzuheben.

Auf alle Tracks einzugehen würde den Rahmen sprengen, einen Künstler möchte ich aber erwähnen: Sufjan Stevens. Mit seinem zehnminütigen „Blood“ zeigt er ganz neue Facetten seiner Kreativität und seines musikalischen Könnens. Ein kleines Meisterwerk: Allein dieser Song lohnt die komplette Compilation.

Highlights: Sufjan Stevens (“Blood”), The National (“So far around the bend”), Kronos Quartet (“Dark was the night”), The Books feat. Jose Gonzales (“Cello song”), The Decemberists (“Sleepless”).

[xrr rating=9/10 imageset=tiny_star label=”Wertung:”]

//////////

danke für die unterstützung bei Amazon kaufen


Kommentare

7 Antworten zu „Kritik: “Dark Was The Night (Red Hot Compilation)”“

Aktuelle Beiträge