Kritik: Lambchop, I’m From Barcelona, Bound Stems, The Streets

Ich höre momentan verdammt viel Musik. Diesen Herbst erscheint eine gute Platte nach der anderen. Da ich mit den Rezensionen aber irgendwie nicht hinterher komme, hier ein paar Platten in einem Rutsch. Nicht so ausführlich, aber trotzdem von Herzen.

lambchopLambchop – Oh (Ohio)
26. September 2008
City Slang (Universal)

Über das neue Album von Lambchop habe ich in den letzten Tagen genug geschrieben. Ein ungewöhnlicher Vertriebsweg, der dazu führt, das ihr euch das Album wahrscheinlich eher im Kiosk als beim Saturn kaufen werdet. Und das solltet ihr tun, denn wie immer ist ein neues Album des Masterminds Kurt Wagner ein gutes. Diesmal sogar wieder ein sehr gutes, denn der Vorgänger „Damaged“ bot mir doch etwas zuviel Beliebigkeit. Aber auf „Oh (Ohio)“ ist sie wieder da: die Magie, die entsteht, wenn Kurts markante Stimme auf die wundervollen Moll-Melodien trifft. Diesmal sind auch wieder ein paar kleine Hits dabei, wie zum Beispiel das herrlich luftige „Slipped Dissolved And Loosed“. Oder auch das augenzwinkernde „Talk Like A Pirate Day“ (MP3 hier). Ich wünsche City Slang und vor allem der Band viel Erfolg mit der Rolling Stone Aktion. Verdient hätte es diese wundervolle Platte. Es handelt sich übrigens um eine richtige CD, die dem Heft beiliegt, kein Pappschuber oder ähnliches.

Highlights: „Talk Like A Pirate Day“, „Slipped Dissolved And Loosed“, „Of Raymond“

8/10

 

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barcelonaI’m From Barcelona – Who Killed Harry Houdini?
19. September 2008
EMI

Über einige Platten stolpert man einfach so. Die sind auf einmal da, ohne das man mit ihnen gerechnet oder gar auf sie gewartet hätte. Ich habe vor ein paar Tagen den Albumstream zu der neuen Langspielplatte von I’m From Barcelona verlinkt, ohne recht zu wissen, was mich dort erwartet. Sicher, den ein oder anderen Song der knapp 30 Schweden habe ich schon gehört, aber ich habe nicht mit so einem fantastischen Album gerechnet. Dabei kann ich gar nicht sagen, warum ich seit Tagen fast nichts anderes höre. Liegt es am Opener „Andy“? Oder der Klarinette in „Paper Planes“? Ich kann mich der fast zuckersüßen Magie dieser Platte kaum entziehen und bleibe etwas ratlos zurück.

Highlights: „Andy“, „Headphones“, „Rufus“

9/10

 

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bound stemsBound Stems – The Family Afloat
10. Oktober 2008
Flameshove (Cargo Records)

Das schwierige zweite Album für die Band aus Chicago. Das Debüt kenne ich leider nicht, wenn es sich ergibt, werde ich das aber nachholen. Denn „The Family Afloat“ bietet wundervoll fluffigen Indiepop, mit teilweise großartigen Momenten („Winston“), welcher in einigen Songs zwar die mitreißende Melodie knapp verfehlt, aber trotzdem einen großartigen Charme versprüht. Alleine schon wegen des bereits erwähnten „Winston“ den Kauf wert, aber auch das ungemein charmant beginnende „Cloak Of Blue Sky“ oder der Opener „Taking Tips From The Gallery Gang“ (der Titel!) wissen zu überzeugen. Großartige Herbstplatte, für den goldenen wohlgemerkt.

Highlights: „Winston“, „Cloak Of Blue Sky“

7/10

 

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the streetsThe Streets – Everything Is Brorrowed
26. Spetember 2008
Warner

Das laut eigenen Aussagen vorletzte Album der Streets heißt „Everything Is Borrowed“ und ist verdammt weit weg vom Debüt „Original Pirate Material“. Aber dennoch erkennt man ohne Umschweife, welche Musik man da hört. Dafür ist Mike Skinners Art zu rappen/sprechen/singen zu einzigartig. Auch diesmal folgen alle Tracks einem Rezept. Ein möglichst simples, gelooptes Instrumental, auf dessen Basis Skinner seine Geschichten erzählt. Dabei muss man ihm eines lassen: fast alle Songs sind extrem eingängig, allen voran das wirklich großartige „On The Flip Of A Coin“ (verdammt, aus welchem Stück ist das Sample?). Immer wieder großartig wie Skinner gesanglich an der Melodie scheitert, daraus aber einen besonderen Charme zu kreieren weiß. Aber das war auch auf den Vorgängern so. Neu sind der massive Einsatz von Streichern, der Funk und das Gitarrensolo von „The Sherry End“ oder das jazzige Piano von „I Love You More (Than You Like Me)“. „Everything Is Borrowed“ besitzt zwar nicht die Dringlickeit der ersten beiden Alben, ist aber dennoch eine richtig gute Platte geworden.

Highlights: „On The Flip Of A Coin“, „The Sherry End“, „Everything Is Borrowed“

8/10

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