Kritik: Sigur Rós – Kveikur

kveikur

Ich muss hier gleich zu Anfang eines klarstellen: zu diesem Album habe ich bisher keine einzige Rezension gelesen. Das ist für mich ziemlich ungewöhnlich, denn meistens stöbere ich vor eigenen Aussagen zu neuer Musik gerne ein wenig in fremden Eindrücken, um mich inspirieren, bestätigen oder vor den Kopf stoßen zu lassen. Da ich nun seit gefühlten drei Monaten mit Hochzeit, Umzug, Landes- und Arbeitgeberwechsel beschäftigt war, lag die intensive Beschäftigung mit Musik ein wenig brach.

Das neue Werk der Isländer habe ich aber schon mehrere Male auf meinem alten Arbeitsweg gehört. Und jetzt, wo ich mich so langsam eingelebt habe, traue ich mich auch hin und wieder, die Knöpfe ins Ohr zu stecken um mich der atmosphärischen Musik von Sigur Rós hinzugeben. Über den Opener „Brennisteinn“ habe ich bereits viel geschrieben, und ich bin nach wie vor jedes Mal völlig geplättet und begeistert. Für mich der Song des Jahres. Der knarzige Bass, die Verzerrung, der epische Mittelteil. Zum Niederknien. Da fiel der Rest beim ersten Durchhören natürlich entsprechend ab.

Lange brauchten die anderen Songs aber nicht, um mich ebenfalls in ihren Bann zu ziehen. Das klimpernde „Hraftntinna“, das treibende „Isjaki“ oder das sphärische „Yfirbord“: alles großartige Songs, die sich spätestens nach dem dritten Durchlauf zu einem Monolith von Album verdichten, welches den doch sehr laschen Vorgänger vergessen macht.

Mein persönliches Highlight neben dem bereits erwähnten „Brennisteinn“: das wuchtige „Stormur“. getrieben von organischer Percussion (dieser fast unrhythmische „Baumstamm“ auf der linken Box machte mich beim Radfahren immer wahnsinnig), geschickt eingesetzten Streichern, großartigen Chören und himmlischen Melodien. Für mich der zweitbeste Song des Jahres.

Wenn man einen Schritt zurück macht und die Dinge mit ein wenig mehr Abstand betrachtet, dann sieht man einige Sachen oft klarer. Ich bin für meinen Teil ziemlich froh, dass ich aus dem Hamsterrad der täglichen Musikveröffentlichungen und Hypes ausgestiegen bin und mich auf nur wenige und von mir sorgfältig ausgewählte Alben konzentrieren kann. Mir hat es die innige Liebe zur Musik zurück gebracht. Und damit diese wächst und gedeiht, braucht es Zeit. Und die lasse ich mir jetzt. Denn ich habe wahnsinnige Lust auf neue Lieblingsalben. „Kveikur“ ist eines davon.

9/10


Kommentare

Eine Antwort zu „Kritik: Sigur Rós – Kveikur“

  1. Danke für die kurz, aber gute Kritik. Hat mir einen Einblick gegeben.

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