Pfarmers – Gunnera (Review)

Was kommt dabei raus, wenn sich Danny Seim (Frontmann und Schlagzeuger bei Menomena), Bryan Devendorf (Schlagzeuger von The National) und der Hornist Dave Nelson (David Byrne, St. Vincent, Sufjan Stevens) zusammen tun? Nun, sicher keine Supergroup, aber immerhin ein interessantes Projekt: Pfarmers.

Ein Projekt mit einer gesunden Einstellung zu eventuell herangetragenen Erwartungshaltungen. Denn der Einstieg in dieses Album ist eine siebenminütige Klanglandschaft.  “Benthos” klingt wie der Beginn eines Scinece Fiction Films, teilweise gar wie das Aufwärmen eines Orchesters.  Dennoch wird eine Spannung aufgebaut, und bei jedem Horn-Einsatz erwarte ich einen Ausbruch. Dieser bleibt allerdings aus.

Der erste richtige Song nennt sich “You Shall Know The Spirit”, und er wirkt ungemein entspannt. Laid back eben. Zufällig erinnert er an den größten Hit des Duos Laid Back: “Baker Man”.  Hin und wieder mit einer Prise Bronski Beat gewürzt. Im Gegensatz zu Brandon Flowers wird hier aber nicht ausformuliert, sondern nur angedeutet.

Angedeutet ist ein gutes Stichwort. Denn dieses Album besteht aus lauter Andeutungen.  Könnte, hätte, sollte. Die drei Musiker interessieren sich scheinbar nicht für das Erwartbare. „Gunnera“ wirkt wie eine Jam-Session, bei der zufällig das Band mitlief. So entstehen wie durch Zufall mitreißende, dramatische Passagen, die sich bereits kurze Zeit später wieder in Beliebigkeit auflösen können. Sehr gut nachzuhören ist dies beim Kernstück des Albums: „The Ol‘ River Gang“.

Die dramatische Bassline zieht mich unweigerlich in ihren Bann und treibt den Song zusammen mit dem Schlagzeug voran. Aber sie sorgt auch dafür, dass dieses polterende Stück Musik nicht völlig auseinanderfällt. Ein aufregender Flickenteppich.

Alle Songs auf diesem Album der Pfarmers wirken ein wenig wie Rohdiamanten. Ungeschliffen, aber potentiell von unschätzbarem Wert. Diesen muss man allerdings für sich entdecken. Wenn du keine Zeit hast, um diese Rohdiamanten durch mehrmaliges Hören zu veredeln, dann rate ich dir von „Gunnera“ ab. Du findest hier keine Indie-Hits. Verkopfte Kunst findet hier allerdings auch nicht statt. Sondern irgendwas dazwischen.

6/10