Die französische Band Baden Baden habe ich vor ein paar Jahren entdeckt. Ich habe den jubilierenden Indie-Pop ihres Meisterwerks Mille éclairs verschlungen und verinnerlicht. Sie vereinten auf ihrem zweiten Album melancholischen Indie-Rock mit Brit-Pop, zeitgenössische Traurigkeit mit unbedingter Euphorie.
Für ihr drittes Album La Nuit Devant haben sich Éric Javelle und Julien Lardé fünf Jahre Zeit gelassen. Sie haben getüftelt und experimentiert, das hört man schon beim ersten Durchlauf. Die elf Songs tragen kryptische Titel CLSS, POS, BH und LMR und klingen sehr viel reduzierter und synthetischer als auf dem Vorgänger.
Daran musste ich mich zugegebenermaßen erst einmal gewöhnen. Das vorab veröffentlichte Beach gibt sich zaghaft, aber melodiös und einnehmend. Allerdings musste ich bis 1:54 von Les débuts warten, bis ich das erste Mal eine Gänsehaut bekam und dachte: “Ja, das ist es!”
Aber die melancholisch geballte Faust entspannte sich recht schnell wieder, denn diese Momente sind rar gesät. Auf dem vorherigen Album hangelte ich mich noch von einem Gefühlsausbruch zum nächsten, hier bleibe ich ruhig und lausche den mitunter wundervollen Arrangements von Ma chère, Post romantique oder LMR.
La nuit devant ist ein wundervolles, komplexes und gefühlvolles Album, welches sich verzweifelt im Schatten meiner Erwartungen windet.
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