Ein neues Album von Deerhunter erfüllt mich immer mit speziellen Erwartungen. Die beiden letzten Alben „Halcyon Digest“ und „Monomania“ waren für mich ganz besondere Platten. Ich mochte die garstige Verpackung, in welcher mir Bradford Cox seine wundervollen Melodien präsentierte.
Beim ersten Hören von „Fading Frontier“ war ich allerdings ein wenig erstaunt. Deerhunter bleiben auch auf ihrem sechsten Album ganz eindeutig Deerhunter, aber der ganze knarzige Schmutz, welcher die Songs auf den Vorgängeralben verhüllte, ist verschwunden.
Die Musik auf „Fading Frontier“ klingt ruhiger, aufgeräumter und gelassener. Bei der ersten Begegnung mit dieser neuen Eleganz machte sich oft eine gewisse Beliebigkeit breit, aber durch viele glitzernde Momente schafften es Deerhunter, dass ich mich dem Album immer wieder zuwendete.
Natürlich fragte ich mich, wie es zu diesem Wechsel im Sound kam. Der Unfall von Songwriter Bradford Cox, bei welchem er von einem Auto erwischt wurde und mit starken Schmerzen im Krankenhaus lag, dürfte der Kern des Wandels sein. In einem Interview mit Pitchfork sagte er:
When I got hit by the car, I just felt no interest in anything else. I became very depressed. As a result, I’ve been on antidepressants and I feel like I have no sexuality left. A lot of people complain about that side effect, but I love it. I feel outside of society. But I lost that manic urge that I used as fuel with Monomania. I just want safety. I would like to avoid physical pain and illness and mind my own business and have peace and quiet.
Trotz der fehlenden Dringlichkeit und dem Wunsch nach Sicherheit ist ihm mit „Fading Frontier“ wieder ein außergewöhnliches Album gelungen. Denn nach und nach offenbaren sich die großen Momente wie von selbst: das schillernde „Duplex Planet“, das funkige „Snakeskin“ oder das schmeichelnde „Breaker“.
Die Mittel sind auf „Fading Frontier“ inzwischen andere, doch wie bereits bei „Halcyon Digest“ und „Monomania“ bleibt eines zurück: großartige Musik.
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