Isolation Berlin – Vergifte Dich (Review)

“Ich hab schon so lang nicht mehr herzlich gelacht, und ich weiß nicht, warum.” Damit wäre das neue Album von Isolation Berlin eigentlich schon perfekt zusammengefasst.

Genau wie auf dem Debütalbum ist das Leben in der Großstadt geprägt von grauen Momenten, trüben Gedanken und  verflossener Liebe. Zog es Tobias Bamborschke auf dem Vorgänger noch an den Schlachtensee, so geht er in Vergeben heißt nicht vergessen noch immer diesselben Wege, in der Hoffnung, sie noch einmal wieder zu sehen.

Folgt Vergifte Dich also den bereits eingeschlagenen Wegen? In gewisser Weise schon. Depressive Großstadt-Romantik wird mit karger Instrumentierung und Einflüssen von Element of Crime und Joy Division vorgetragen.

Allerdings klingt die Musik nicht mehr so roh. Die Produktion ist geschliffener, die Instrumentierung fokussierter. Und das steht den neuen Songs unheimlich gut zu Gesicht. Zwar ist die eine oder andere Stelle ein wenig konventionell arrangiert, aber das stört mich überhaupt nicht, da die Stimme und der Text immer ganz klar im Vordergrund stehen.

Besonders überrascht hat mich meine Begeisterung für die eher ruhigen Stücke, die ein wenig mehr Zeit brauchen. Da klingen Isolation Berlin dann auf einmal sogar nach Chanson. Bei dem bereits erwähnten Vergeben heißt nicht vergessen würde es mich zum Beispiel nicht wundern, wenn auf einmal die Stimme Jaques Brels ertönen würde.

„Wenn Du mich suchst, Du findest mich am Pfandflaschenautomat. Da hol ich mir zurück, was mir gehört. Und ich schwöre Dir, ich schlage heute ein paar Fressen ein, wenn mich noch einmal jemand dabei stört.“

Zwischen Apathie und Aggressivität, zwischen Trauer und Wut, zwischen Tristesse und Hoffnung. Ein Auf und Ab, ein Hin und Her. So torkeln Isolation Berlin in die nächste schummrige Eckkneipe. Durstig folge ich ihnen.



Kommentare

2 Antworten zu „Isolation Berlin – Vergifte Dich (Review)“

  1. So, ein Zufall, dass das Album bei mir gerade läuft, als ich durch meinen Feed stöberte und diesen Beitrag fand. Ich finde es soweit auch super und mir gefallen die ruhigen Lieder ebenfalls überraschend gut. Kann mich deinen Worten nur anschließen!

    1. 🙂 Cool, freut mich.

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