Kritik: Get Well Soon – The Scarlet Beast O’ Seven Heads

Grandios arrangierte Stücke irgendwo zwischen Filmmusik, Dean Martin, italienischem Sommer und Endzeitstimmung.

Vor knapp einem Monat hatte ich die digitale Bemusterung des dritten Albums von Get Well Soon in meinem Postkasten, und seither habe ich das Album unzählige Male gehört. Beim ersten Durchlauf war ich skeptisch, aber das hielt nur knappe 14 Minuten an, denn dann erfüllte „Roland, I Feel You“ meine Kopfhörer und nahm mich gefangen. Dieser Song erinnert sofort an Fernsehserien, an die Mafia, an italienische Spaghetti-Western, an große Entertainer aus dem letzten Jahrhundert. Unbeschwert, beschwingt aber auch dramatisch und tragisch. Neben „Love Is Blindness“ von Jack White, welches ich in diesem Jahr für mich entdeckt habe, definitiv der Song des Jahres.

Das heißt aber natürlich nicht, das sich die anderen Songs hinter Roland verstecken müssten. Ganz im Gegenteil. Schon der „Prologue“ macht klar, das es hier auf der angekündigten Sommerplatte alles andere als luftig und unbeschwert zugeht. Langsam schleppt sich der Song dahin, fährt Harmonika, Ukulele (?), Streicher und Chor auf und deutet an, wohin die Reise in den noch folgenden 50 Minuten gehen wird. „To those in doubt I like to give some hope, at least this: your doubt is alright“.

Berechtigte Zweifel, aber ein wenig Hoffnung. Ich finde, besser kann man die folgenden Stücke nicht zusammenfassen. Bei „The Last Days Of Rome“ perlt ein Cembalo aus den Boxen, bevor ein Siebziger-ZDF-Vorabend-Schlagzeug einsetzt, welches für sich genommen furchtbar klingt, in diesem Umfeld aber perfekt passt. Genau wie die eigentlich schrecklichen Choir-Sounds aus dem Keyboard. Das alles wird aber in einen Topf geworfen und heraus kommen die aufwühlenden letzten Tage Roms. Groß.

Eigentlich hat sich Konstantin Gropper soundtechnisch nur beim folgenden „The Kids Today“ ein wenig vertan. Der Song ist wieder eine Bank, allerdings haut er mir die Orchester-Hits im Refrain so dermassen um die Ohren, das ich vom Gesang kaum etwas verstehe. Das ist schade, denn auch hier offenbart sich eine Vielschichtigkeit im Songwriting, die mitreißt.

Nach dem bereits erwähnten „Roland, I Fell You“ wird es insgesamt etwas besinnlicher, ohne allerdings an Großartigkeit einzubüßen. Sei es das in dem dramatischen Tod des Mafiabosses endende „Disney“, die flötende Unbeschwertheit von „A Gallows“ oder das orchestral arrangierte „Oh My! Good Heart“: Konstantin Gropper hat seinen Stil verfeinert, bereichert und perfektioniert. Herausgekommen ist eine vielschichtige Platte, die zwar nicht sommerlich unbeschwert klingt, aber doch immer weiß, das eine süße, melancholische Melodie den Untergang der Welt zu verschönern weiß. Oder eben: trotz all der berechtigten Zweifel gibt es auch immer ein wenig Hoffnung. Und am Ende wird getanzt…

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