Kritik: Menomena – “Mines”

23. Juli 2010
City Slang (Universal)

[xrr rating=9/10 imageset=tiny_star label=”Wertung:”]

“Mines” beginnt verhalten, fast schüchtern. Man könnte meinen, hier ein weiteres Album der Gorillaz oder Blur in den Händen zu halten; der Gesang erinnert mitunter an Damon Albarn. Bereits mit Song Nummer 2 verschwindet dieser Eindruck allerdings wieder, hier wird gerockt, geknarzt, gegniedelt, geartrockt. Fast so fett, wie es die Großbuchstaben des Songtitels “TAOS” vermuten lassen. Bereits in dieser frühen Phase der Platte wird deutlich, was Menomena auf ihrem neuen Werk ausmacht. Der unbedingte Wille zum Loslassen. Die Songs brechen immer wieder auseinander, werden von der Band nur schwer zusammengehalten. Das erwähnte “TAOS” mag hier als Referenz herhalten. Ab Minute zwei fällt hier eigentlich alles auseinander, das Schlagzeug verweigert den Dienst, die Gitarren verstummen, vorher ungehörte Bläser verschaffen sich Platz; einzig die Gesangslinie schafft es, ein wenig Kontinuität zu wahren.

So geht es munter weiter. “Killemall” besitzt zwar eine klare Struktur mit einem tollem Bass-Fundament und einer wundervollen Gesangslinie, aber auch hier bricht der Song immer wieder unvermittelt ab, Orgeln tauchen wie aus dem Nichts auf, stoppen ab, nehmen Fahrt auf….. schließlich macht der Song da weiter, wo er aufgehört hat.

Spätestens jetzt sollte ich aber jegliche Befürchtungen vom Tisch wischen. Das klingt bisher wenig begeistert, ist voller negativer Assoziationen und lässt Böses ahnen. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Spätestens mit dem folgenden “Dirty Cartoons”, einem der einfachsten Songs des Albums, haben euch Menomena am Haken – da bin ich mir sicher. Dieses Bass-Riff im Refrain, dann noch dieses Pfeifen in den Strophen (welches in dieser Take Away Show großartig umgestzt ist), die Steeldrum, die Achtziger-Gedächtnis-Drummfills. Ihr merkt schon, die Songs sind nicht einfach zu beschreiben. Da passiert einfach in jedem Song so unglaublich viel, daraus basteln andere Musiker komplette Alben.

Und trotzdem gelingt es der Band aus Portland, ein mitreißendes, wundervolles, lebendiges, atmendes, sich windendes Monster von einem Album abzuliefern. Welches sich auch nach dem zwanzigsten Durchlauf nicht abnutzt, sondern ganz im Gegenteil immer wieder neue Schichten offenlegt. Und mit “Tithe” ist einer meiner absoluten Lieblingssongs des Jahres enthalten. Immer wenn ich diesen Song höre, kann sich mein Körper nicht entscheiden: weinen, schmunzeln, lachen, niederknien, Gänsehaut kriegen.

Highlights: “Tithe”, “Dirty Cartoons”, “Queen Black Acid”

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