Kritik: The Drums – Encyclopedia

Drei lange Jahre hat man nichts von The Drums gehört. Im Laufe dieser Zeit ist das ehemalige Quartett geschrumpft: heute stecken hinter dem Namen The Drums nur noch Jonathan Pierce und Jacob Graham. Das sind die beiden Jungs, die sich damals im Feriencamp kennenlernten und schon immer den Kern der Band bildeten. Laut eigenen Aussagen ist der Weggang der übrigen Bandmitglieder durchaus positiv für den kreativen Output: “Not since the Summertime EP has it been just Jacob and I left up to our own devices. Now that we’re back to just the two founding members, we figured we could do whatever we wanted and run with it.” (via Noisey)

Das dritte Album trägt den Titel “Encyclopedia” und stellt die Abkehr vom unbeschwerten Surfsound der frühen Jahre dar. Die Instrumentierung ist ähnlich spartanisch, allerdings klingen die Songs nicht mehr so unbeschwert. Postpunkiger klingen die Popentwürfe der beiden Tüftler, die beim ersten Hören ein wenig überfordern, denn so richtig kann man ihnen nicht folgen. Da gibt es große Momente, tolle Melodien, jubilierende Refrains, aber auch wirre Kompositionen, spärlich instrumentierte Banalitäten („Bell Labs“) und blutleere Totalausfälle („US National Park“). Ich schrieb zum Albumstream folgende Worte:

So ganz schlüssig bin ich mir noch nicht, denn das Hören des Albums kommt einem Besuch auf einem Rummelplatz gleich. Viele Attraktionen, ein wenig Budenzauber und ganz viel Zuckerwatte.

Inzwischen hat sich meine Einstellung ein wenig geändert, denn bei mir hat ein Umdenken stattgefunden. Die Irritation ist einer Bewunderung gewichen. Denn ich mag dieses Album, gerade weil es stellenweise so unschlüssig und ziellos wirkt. Die tollen Momente strahlen dadurch umso heller. Jonathan Pierce und Jacob Graham sind auf der Suche, tappen stellenweise im Dunkeln, nehmen hier und da die falsche Abzweigung. Aber sie schreiten voller Überzeugung mutig voran. Dafür liebe ich sie.

7/10


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