Warum ich Simfy Mobil (noch nicht) verwende

Anfang Mai startete mit Simfy ein Streamingdienst in Deutschland, der alle vier Majors und seit Kurzem auch eine stattliche Anzahl Indies an Bord hat und den Zugriff auf über 6 Millionen Songs verspricht. Sollten die Macher alles richtig machen, dann könnte Simfy das deutsche Spotify werden. Denn die Schweden haben es bis heute immer noch nicht geschafft, mit den deutschen Verwertungsgesellschaften einen Deal zu schließen und bieten ihren Dienst hierzulande nur über Umwege an.

Ich benutze die Weboberfläche zumindest auf der Arbeit recht gerne, auch wenn sie noch eine Menge Verbesserungspotenzial bietet. Aber das Killerfeature der Webseite funktioniert: die Musik schallt aus meinen Kopfhörern. Das Browserangebot soll aber nicht Inhalt dieser Betrachtung werden, sondern die mobile Anwendung. Ich hatte die Android-Version der Software bereits im Mai getestet und liess damals kein gutes Haar an der Anwendung. Zu offensichtlich wurde die Vorlage aus Schweden kopiert, zu wenig funktionierte wirklich rund.

Inzwischen sind 4 Monate vergangen, und die Programmier haben viel Arbeit investiert. Ich durfte zwar einen Monat umsonst weitertesten, aber in dieser Zeit hatte ich dazu nicht viel Zeit. Meine kurzen Stippvisiten überzeugten mich aber davon, zumindest für einen Moant kostenpflichtig zu verlängern. Ich war sogar so weit, meinen Spotify-Account zu kündigen, da mir 2 nahezu identische Angebote zu teuer sind. Ich habe mich aber letzendlich doch (noch) gegen Simfy und für Spotify entschieden.

Das hat mehrere Gründe, die vor allem in der mobilen Applikation begründet liegen. Diese hat sich in den vergangenen 4 Monaten enorm verbessert und man merkt die Arbeit, die hier reingesteckt wurde. Die Android App läuft rund und gefühlt sogar schneller als die von der schwedischen Konkurrenz, hat aber zumindest für mich zwei entscheidende Nachteile:

1. Der Anmeldeprozess. Warum dauert das bloss so lange? Ich war unterwegs so oft genervt, das ich schlussendlich gemessen habe: unter 30 Sekunden läuft da gar nichts, es geht eher immer in Richtung 45-60 Sekunden. Da heißt im Klartext, das ich unterwegs bis zu einer Minute warte, bis ich das Programm nutzen kann. Es geht um den reinen Login, nicht um die Eingabe der Daten, die ist schon lange erledigt. Ihr sehr nur den Anmeldehinweis und die sich drehende Animation. Ich dachte zwischenzeitlich, das liegt vielleicht an meinem etwas veralteten Telefon oder an der zu schwachen Netz-Verbindung, aber ein Vergleich mit Spotify zeigte die traurige Wahrheit: Spotify benötigt meistens maximal 10 Sekunden.

2. Multitasking. Es ist auf meinen Telefon nicht möglich, Simfy anständig im Hintergrund laufen zu lassen. Ein Wechsel auf den Homescreen ist noch möglich, aber schon der Start einer etwas speicherintensiveren App lässt die Musik verstummen. Also nebenbei E-Mail lesen? No way! Da Android ein multitaskingfähiges System ist, vergisst man dieses Handycap natürlich immer wieder, und die Musik hört sehr oft auf zu spielen. Dann wechselt man wieder zu Simfy und landet wieder bei Problem Nummer 1. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, das so ein Verhalten im Alltag ziemlich nerven kann. Auch hier zeigte ein Vergleich mit Spotify, das mein Telefon nicht Schuld an der Misere ist.

Alles andere läuft mehr als zufriedenstellend. Offlineplaylisten, Suchfunktion, Playlisten erstellen – alles einwandfrei und seit Mai enorm verbessert. Aber solange die beiden oben genannten Fehler (denn das sind sie in meinen Augen) nicht behoben sind, bleibe ich Basis-Mitglied bei Simfy und Premium-Kunde bei Spotify.


Kommentare

10 Antworten zu „Warum ich Simfy Mobil (noch nicht) verwende“

  1. @Andreas: Du hast im Grunde recht, Andreas. Ich bin auch oft unschlüssig, was ich nun hören soll. Aber seit dem letzten Client-Update hat Spotify Folder-Support integriert. Ich kann nun meine über 100 Playlists recht ordentlich in Ordnern organisieren.

    Recommended Musik, die quasi auf meiner Todo-Liste steht, kann ich so von meiner Hot Rotation-Playlist trennen. So habe ich das auch früher bei Last.fm gemacht. Dort hatte ich das Tag „Recommended“ vergeben, wenn ich den Künstler nochmal genauer studieren wollte.

    Und Alben-Playlists, die ich gut finde und regelmäßig höre (möchte), landen bei Spotify ebenfalls in einem bestimmten Ordner. So komme ich gut aus. Sachen, die ich gern „besitzen“ möchte, was also auch nach zigmaligem Hören noch nicht langweilt, kaufe ich ab sofort als Vinyl oder günstigem MP3-Download.

  2. Warum ich Simfy Mobil (noch nicht) verwende und eventuell auch nicht verwenden werde und sogar überlege, vielleicht meinen Spotify Premium Account wieder zu kündigen:

    Ich habe bei mir festgestellt, das ich mich ob der riesigen Musikauswahl oft gar nicht mehr entscheiden kann, was ich nun als nächstes hören möchte. Oder welches tolle Album ich nun auch noch bei mir als Playliste ablegen muss. Oder welche der vielen vielen tollen Alben nun auch noch offline auf meinem iPod Touch verfügbar sein müssen.

    Dieses Phänomen kennt man unter dem Begriff „The Paradox of Choice“ und vielleicht hat es der/die ein oder andere von euch auch schon ähnlich bei sich selbst bemerkt:

    Die schiere Fülle an Musik, die man durch ein kostenpflichtiges Abo auch noch überall verfügbar hat, macht einen immer unfähiger, die Musik wirklich noch zu geniessen.

    Früher gab es mal das ein oder andere Album, das man sich gekauft hat. Diese Album hat man dann rauf und runter gehört, das Cover und die Booklets eingehend studiert und, ja, genossen. Jedes Mal!

    Heute wird leider meistens nur noch (schnell) konsumiert, und dann: Next. Und das finde ich für mich persönlich inzwischen doch sehr schade.

    Immer denke ich, da gibt es doch noch die eine Platte/Gruppe, die muss ich auch noch unbedingt hören. Und die Playlist-Sammlung wird größer und größer, so groß und unübersichtlich, das man mit dem Hören dann irgendwann nicht mehr nachkommt.

    Es gibt inzwischen so viele Möglichkeiten, im Netz tolle Musik zu entdecken, das ich mich jetzt erst mal wieder auf diesen Weg begeben werde. Dazu gehört natürlich Nico’s Blog, aber auch z.B. Last.fm, Jamendo, Bandcamp, Shuffler.fm, und und und…

    Die meisten Musikentdeckungen (in der Regel einzelne Tracks) können auf den iPod übertragen werden, daher benötige ich also keinen Offline-Streaming-Access und damit eben auch kein kostenpflichtiges Simfy Mobile oder Spotify Mobile mehr. Und wenn’s dann doch mal ein komplettes Album sein soll: dann kann man das ja auch mal als Download kaufen (fehlt dann natürlich immer noch das alte Cover/Booklet-Feeling, klar).

    Ist ein etwas anderer Aspekt als der aus Nico’s Artikel, aber vielleicht geht es euch ja ähnlich.

    Ich wäre da auf jeden Fall mal an euren Gedanken zu diesem Thema interessiert… 🙂

  3. @Andreas: Die Forderungen der GEMA sind nicht ganz unbegründet. Meldungen darüber, dass die Künstler nicht wirklich viel von den Spotify-Streams in UK oder Schweden abbekommen, gibt es genug im Netz. Spotify sagt dazu immer nur, man bräuchte mehr Premium-Nutzer, um eine ausreichend hohe Vergütung zu ermöglichen. Das klappt aber wohl nicht so einfach, da viele Nutzer das kostenlose Model nutzen. Spotify hat hier nachjustiert und die Modelle etwas im Umfang „beschnitten“.

    Die Befürchtungen der GEMA, durch Spotify und Co. würde eine „All-you-can-listen“-Nutzung die Vergütung minimieren sind daher berechtigt.

  4. „Spotify möchte eine pauschale Vergütung – die GEMA will eine Abgabe pro abgerufenem Stream.“

    Ich habe doch gesagt: Überzogene Forderungen. Oder soll ich besser sagen: Abzocke? GEMA = GEldMAschine! 😉

  5. @Andreas: Ich sehe das wie th80. Das Simfy mit der Gema zusammenarbeitet, um einen Deutschlandstart von Spotify zu verhindern, halte ich für abwegig.

  6. @Andreas: Das denke ich nicht.
    Spotify möchte eine pauschale Vergütung – die GEMA will eine Abgabe pro abgerufenem Stream. Simfy scheint bereit gewesen zu sein, dies zu bezahlen – Spotify eben nicht. Da wird sicher auch wenig Spielraum sein.

  7. „Und ich frage mich im direkten Vergleich, was Spotify anders (besser) macht.“

    Eigentlich so ziemlich alles, wie ich meine! 😉

    Hoffe daher immer noch auf einen baldigen DE-Start, aber dafür müsste die GEMA erst mal von ihren überzogenen Forderungen abrücken und die simfy Konkurrenz zu vernünftigen Gebühren zulassen.

    Das würde simfy zwar nicht schmecken, aber Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft.

    Ich hoffe nur, das es da keine geheimen Absprachen zwischen GEMA und simfy gibt, die zu einer weiteren Blockade von Spotify & Co beitragen.

    Böser Gedanke, aber nicht gerade abwegig, oder?

  8. @Marcus: Hi Markus, danke für den Hinweis. Bei mir läuft aktuell die Version 2.1, und das HTC Magic ist in der 32B-Version ja nicht eben als Speicherriese bekannt. Hier gibt es natürlich auch Grenzen seitens der Hardware.
    Wenn es wie in deinem Fall zufriedenstellend läuft, ist mein Beitrag natürlich hinfällig, bei mir sieht es aber wie beschrieben anders aus. Und ich frage mich im direkten Vergleich, was Spotify anders (besser) macht.

  9. Hallo Nicorola,

    im WLAN bin ich auf dem Nexus One in weniger als zwei Sekunden bei simfy eingeloggt, mit UMTS verhält es sich genauso. Es funktionieren auch Anwendungen wie Gmail, Browser, News Reader und sogar Games usw. parallel ohne Beeinträchtigung.

    Möglicherweise ist das Auftreten oder eben Nichtauftreten von Störungen aber tatsächlich von der Hardware oder (wahrscheinlicher) der Android-Version abhängig. Allerdings hatte ich auch mit dem Milestone unter 2.0.1 und 2.1. ebenfalls keine Probleme mit der simfy-App.

    Viele Grüße
    Marcus

  10. Warum ich Simfy Mobil (noch nicht) verwende http://bit.ly/9slYCN (nicorola.de) #simfy #spotify