Manchmal frage ich mich, in was für einer Welt Politiker eigentlich so leben. In der gleichen wie die Bürger, die sie ja eigentlich vertreten sollen? Kaum vorstellbar. Man nehme nur mal unser Nachbarland Frankreich.
Dort macht man sich aufgrund der sich verändernden Musikwelt mit ihren digitalen Downloads und schrumpfenden Absatzzahlen im physischen Tonträgermarkt Gedanken über die Zukunft. Erst wird laut über eine Kulturflatrate nachgedacht, die dann aber auf Druck verschiedenster Seiten wieder fallen gelassen wird. Als nächstes sollte eine sogenannte Interoperabilitätsklausel eingeführt werden. Käufer des iTunes Music Store sollten so zum Beispiel ihre Musik auch auf einem MP3-Player von iRiver oder Samsung abspielen können. Oder auch anders herum: Musik, die bei MSN Music gekauft wurde, sollte am Besten auch auf dem iPod laufen. Sehr gute Idee, im Interesse des Käufers und damit des Bürgers, der ja von den Politikern vertreten werden soll.
Und jetzt? Was ist aus diesem Vorhaben geworden? Meiner Meinung nach absolut unpraktikabler Schwachsinn. Es gibt eine Kommision, die sich der Sache Interoperabilität annimmt. So weit, so gut. Wer jetzt aber denkt, das der mündige Verbraucher direkt vorsprechen darf…Pustekuchen. Auch die Verbraucherschützer haben dort nichts zu suchen. Wer darf überhaupt vorsprechen? Richtig, die Industrie, die Lobby.
Nicht nur das. Sollte diese Kommission beschließen, das z.B. Apple dafür zu sorgen hat, das die im iTunes Store gekauften Songs auf anderen MP3-Playern laufen sollen, dann schließt Apple einfach neue Verträge mit den Rechteinhabern ab, und das Thema ist vom Tisch. Denn “sind sich Urheber oder Verwerter dagegen etwa mit den Anbietern von Musikplattformen über den DRM-Einsatz einig, fallen die eingesetzten technischen Lösungen nicht unter die Interoperabilitätsklausel.”
Ich frage mich dann ernsthaft, was eine Kommission, die ohnehin kaum etwas bewirken kann und in der Praxis gar nichts bewirken wird, den lieben langen Tag so macht. Vielleicht Musik hören? Auf dem iPod?
via Heise
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