Die ersten drei Monate des Jahres sind vorbei. Nach der unvermeidlichen Flaute im Dezember startete dieses Jahr in Sachen neuer Platten ziemlich gut. Ich habe im ersten Quartal 2015 bereits ein paar Lieblingsalben gefunden, die mit ziemlicher Sicherheit auf meiner Jahresendliste auftauchen werden. Baden Baden zum Beispiel oder auch The Slow Show.
Um dir einen kleinen Überblick zu geben, welche Neuerscheinungen der vergangenen drei Monate ich für absolut hörenswert halte, habe ich hier eine kleine Auflistung der 10 besten Platten 2015 zusammengestellt.
Am Ende des zweiten Quartals (also Anfang Juli) werde ich dir wieder einen Überblick über die Monate April, Mai und Juni geben.
Falls du einige der Platten noch nicht gehört haben solltest, habe ich am Ende eine Playliste mit jeweils einem Stück des Albums für dich (leider ohne Modest Mouse, da habe ich absolut nichts bei Soundcloud gefunden).
Baden Baden – Mille éclairs
Auf Mille éclairs vereinen die Franzosen melancholischen Indie-Rock mit Brit-Pop, zeitgenössische Traurigkeit (“la tristesse contemporaine”) mit unbedingter Euphorie. Ich verstehe aufgrund meines schlechten Schulfranzösisch zwar nur Brocken der Texte, aber die Musik! Die Musik!
Del Bel – Del Bel
Ich stelle mir die Musik auf diesem Album immer als Soundtrack vor. Als Soundtrack für den nächsten Bond, für einen Film Noir, für das eigene Leben. Für das eigene Leben allerdings nur, wenn man in einem Anzug oder einem Cocktailkleid an der Bar sitzt, einen Drink genießt und die zwielichtigen Gestalten im Schatten beobachtet.
The Slow Show – White Water
Solltet ihr auf The National, die frühen Editors, Tindersticks oder Lambchop stehen, dann empfehle ich euch dringend, in dieses erstaunliche Debüt von The Slow Show reinzuhören. White Water ist kein Album für die unbeschwerten Momente des warmen Frühlings oder gar des Sommers, sondern für die bittersüßen Zwischentöne. Und spätestens im Herbst werdet ihr froh sein, diese Platte an eurer Seite zu haben. Aber bis dahin solltet ihr nicht warten.
Circa Waves – Young Chasers
Young Chasers ist ein Album für diejenigen unter euch, die nach all den ganzen Synthie-Eskapden der letzten Jahre einfach mal wieder Lust auf schnörkellosen Indierock britischer Prägung haben. Die sich gerne an die Zeit erinnern, als The Libertines, Razorlight und die Arctic Monkeys frisch und aufregend waren.
Modest Mouse – Strangers To Ourselves
Modest Mouse kehren acht Jahre nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums, We Were Dead Before The Ship Even Sank, in bestechender Form zurück. Auf Strangers To Ourselves gibt sich die Band noch chaotischer, lebendiger und einfallsreicher als auf dem Vorgänger. Dieses Chaos bestimmte auch die Entstehung des Albums. Die lange Wartezeit begründet Frontmann Isaac Brock mit zu vielen Auftritten, der Einrichtung eines eigenen Studios, dem Verlust des Bassisten und vor allem mit seiner obsessiven Art.
Bilderbuch – SCHICK SCHOCK
Diese wilde Mischung der unterschiedlichsten Musikstile ist einzigartig und ganz schön toll. Ihr Sound klingt rebellisch, spielt mit den Genres und klingt dabei frisch und weder weichgespült noch überproduziert. Wer Bilderbuch hört, muss sich darauf einlassen – und wird es sicher nicht bereuen. Die 12 überbordenden Songs übertreffen sich gegenseitig in den Kategorien Tanzbarkeit, Ohrwurm und Text. Ein exzessives Meisterwerk.
Kejnu – Centillion
Radiohead und Muse, eventuell das Schlagzeugspiel von The National mögen als Referenzen für dieses Mammutwerk zwischen Indie-Rock und Pop, Ambient, Electronica und Trip-Hop dienen. Oder um es mit den Worten der Band zu sagen: Retro, Future, Science Fiction, Romantic, Lo-Fo and Pop. Beim ersten Durchlauf präsentieren sich die Songs ein wenig unterkühlt, aber das ist nur die Oberfläche, denn im Laufe der Zeit offenbart sich ein warmes Funkeln.
Viet Cong – Viet Cong
Viet Cong ist ein bemerkenswertes Debüt; sperrig, eigenständig und fordernd. Das Gesamtkunstwerk ist ein stimmiges Gebilde aus Post-Punk-Gitarren, krautigen Schlagzeugschleifen und düsteren Goth-Elementen. Ich habe es mir hier häuslich eingerichtet, und auch wenn es aufgrund der verwendeten Materialien niemals kuschelig sein wird: ich fühle mich äußerst wohl.
Hanni El Khatib – Moonlight
Hanni El Khatib liefert mitMoonlight ein tolles Album ab, voller spartanischer Rocksongs, einfach arrangiert aber äußerst effektiv. Die stärksten Songs dieses Albums finden sich im letzten Viertel des Albums; hier wird es mit Home, Dance Hall und dem erwähnten Two Brothers richtig gut. Trotz der Beschränkung auf einfache Mittel ein äußerst spannendes und überraschendes Album.
Two Gallants – We Are Undone
Der leicht zittrige, aber immer emotionale Gesang von Stephens verleiht ihrer Mischung aus Blues, Folk, Country, Garage Rock und Heavy Metal eine packende Intensität. Mit Leidenschaft tragen sie ihre Songs vor, in denen es sich um das harte Leben am Rande des Zusammenbruchs dreht; in romantischer, finanzieller und sozialer Hinsicht. Am Ende überstrahlt der Titelsong immer noch vieles, aber es gibt einige gleichwertige Songs, die sich dieser Strahlkraft entgegen stellen und lange Schatten werfen.
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