Kritik: Helgi Hrafn Jónsson, The Veils

Helgi Hrafn Jónsson – “Blindfolded” EP
21. Januar 2011, Sevenahalf Records
8/10

Eine über die Plattform Pledge finanzierte EP, die von ursprünglich geplanten drei Songs auf sieben angewachsen ist und damit als Mini-LP durchgeht. “Blindfolded” beginnt rockpoppig mit dem bereits vom 2005er-Album bekannten “Make Me Fall”, welches in seiner Neuinterpretation ein wenig verhaltener und reduzierter daherkommt. Das klingt nicht ganz so nach Radio wie noch 2005. Danach folgt mit dem gezupften “Aurora” das erste neue Stück, welches eines dieser Lieder ist, für den ich diesen Songwriter liebe: herrlich melancholisch, zwischen lebensbejahend und zu Tode betrübt. Am Ende gewinnt natürlich wie immer die Hoffnung. Im Prinzip könnte ich diese Beschreibung auch auf das nur von einem Piano vorgetragene Titelstück anwenden.
Nach einem kurzen Intermezzo namens “Kafi” folgt der klare Mittelpunkt der EP. “Wild Hearts Run Out Of Time” ist wundervoll arrangiert, fragil und an der richtigen Stelle weht ein Hauch Pathos durch den Song. Die beiden abschließenden “Thu matt alltaf gista her” und “I Snojokomu” sind so verhalten, das sie fast außerhalb des Wahrnehmungshorizonts liegen und definitiv nicht für den Büroalltag geeignet sind. Aber welche großartigen Alben sind das schon?

3 Anspieltipps: “Make Me Fall”, “Wild Hearts Run Out Of Time”, “Blindfolded”

Vimeo: make me fall /// helgi jonsson /// 2005

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The Veils – “Troubles Of The Brain” EP
25. Januar 2011, Pitch Beast
7.5/10

Ich muss zugeben, das ich das letzte Werk “Sun Gangs” bei mir im CD-Stapel liegen hatte, aber irgendwie habe ich bisher nie die Zeit gefunden, in diese sicherlich gute Platte reinzuhören. So bin ich bei dieser in Eigenregie veröffentlichten EP ob des Soundwandels gegenüber der letzten mir bekannten Scheibe “Nux Vomica” etwas überrascht. Das klingt alles viel reduzierter, spontaner, flüchtiger und weniger pathetisch. Und damit viel besser. Ich mag die Stimme von Frontmann Finn Andrews, aber seine in der Vergangenheit oft affektierte Art zu singen hat mich manchmal ein wenig abgeschreckt. Davon ist auf den neuen sechs Stücken nichts mehr zu hören. Mit “The Stars Came Out Once The Lights Went Out” hat die Band sogar einen kleinen Hit am Start, der sich schon beim ersten Hören festsetzt.

The joys are few and far between
I’ve got the doomsday app. on my iPhone screen

Ganz große kleine EP irgendwo zwischen Folk, Rock, Pop und einer Prise Americana.

3 Anspieltipps: “The Stars Came Out Once The Lights Went Out”, “Grey Lynn Park”, “Wishbone”

Soundcloud: The Wishbone


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